Platini-Kandidatur: Gegen Transparenz und Neuanfang
Michel Platini will Fifa-Präsident werden.
In den 80er Jahren gehörte Michel Platini zu den besten Fußballern der Welt. Als zentrale Figur im Mittelfeld lenkte er das Spiel, von ihm kam der überraschende, der ungewöhnliche Pass, er verkörperte das kreative Element dieses Sports. Dreimal wurde Platini zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. Er zählt bis heute zu den größten Sportidolen Frankreichs.
So groß Platinis Leistung auf dem Platz einst war, so klein, ja geradezu erbärmlich, kommt der inzwischen 60-Jährige als Funktionär daher. Seit 2007 ist der Franzose Chef der Uefa, des europäischen Fußballverbandes. In dieser Zeit stand er immer fest an der Seite des allmächtigen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter, er ist ein Teil seines Systems.
Die Vorwürfe gegen den Weltfußballverband wiegen schwer: Es geht um Korruption, Geldwäsche und Bestechung. Es geht darum, dass beim Rennen um große Turniere und TV-Rechte allzu oft geschmiert wurde. Welches Ausmaß diese kriminellen Machenschaften hatten, werden hoffentlich die Ermittlungen der Staatsanwälte in den USA zu Tage fördern.
Als Platini Präsident der Uefa wurde, profitierte er maßgeblich von der Unterstützung der osteuropäischen Verbände. Kurz darauf durften sie eine EM in Polen und der Ukraine austragen. Korruptionsvorwürfe drängten sich auf. Aber der Uefa-Chef hatte nie ein Interesse daran, sie aufzuklären. Bei der umstrittenen WM-Vergabe an Katar stimmte Platini für die Weltmeisterschaft im Emirat, wenig später wurde sein Sohn Chef der Europa-Gruppe der Qatar Sport Investments . . .
Wie sich Mehrheiten organisieren lassen, hat Platini von seinem Förderer Blatter gelernt. Als der Schweizer Ende Mai erneut zum Fifa-Chef gewählt wurde, trat Platini nicht gegen ihn an. Er wusste, wie aussichtslos das war. Dann kündigte Blatter überraschend seinen Rückzug an. Sofort begann Platini, sich die Stimmenmehrheit zu sichern — mit welchen Mitteln auch immer. Im Februar 2016 darf der Franzose wohl den Fifa-Thron besteigen und Wolfgang Niersbach, der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, könnte ihm als Uefa-Chef nachfolgen. Es wäre nur konsequent, denn wie die anderen Herren steht auch Niersbach nicht für Transparenz und Neuanfang.