Meinung Umweltspur-Effekt: fraglich

Meinung · Der Düsseldorfer Oberbürgermeister meint es mit Sicherheit wirklich gut mit der neuen Spur für die Verkehrswende. Ob er sie damit aber wirklich befördert?

Juliane Kinast

Foto: Judith Michaelis

Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel ist für viele Pendler und politische Gegner der Prügelknabe der Stunde. Da sperrt er einfach eine Fahrspur auf einer der wichtigsten Routen in die Innenstadt und lässt Zigtausende Menschen morgens im Dauerstau stehen. In Gänze fair ist diese Darstellung natürlich nicht.

Der OB hat weder eine Schuld am Abgas-Schmu noch daran, dass die Zuganbindung auf den Pendlerstrecken noch immer vielfach nicht dazu taugt, Menschen in Massen von den vollen Autobahnen zu locken. Sein Amt steht im kommenden Jahr zur Wahl und man darf schon annehmen, dass Geisel sich nicht absichtlich mit einer Umweltspur ohne jegliche Aussicht auf Effekt selbst ins Bein schießt. Er will ein zweites „Stuttgart“ in seiner Stadt verhindern – die hat nun einmal im NRW-Vergleich Höchstwerte bei den innerstädtischen Abgasen und ein Fahrverbot, das er eben nicht durch mildere Mittel wie die Umweltspur verhindert hätte, wäre für ihn politisch deutlich ruinöser geworden. 

Bleibt die Frage, was das denn tatsächlich bringen wird, was er den Autofahrern jetzt zumutet. Denn nun spricht Geisel fortwährend von den Fahrgemeinschaften, die es geben soll. Mit dem Zusammenschluss von Düsseldorfer Firmen unter dem Titel „Düsselschmiede“ sollen gemeinsame Fahrten in die City einfach online möglich sein. Oder mit dem Pendlerportal. Da hat man seine Hausaufgaben gemacht. Aber: Die Menschen, die da jetzt auf den lieben Komfort ihres eigenen Wagens und ihre Flexibilität verzichten, um bei anderen einzusteigen, stehen einstweilen mit im Rückstau. Genau wie Fahrer von E-Autos oder die Linienbusse. Denn da, wo sie dann exklusiv auf die Umweltspur dürfen, ist ja gar kein Stau mehr. Das schafft Frust auch bei denen, die es richtig machen wollen mit der Verkehrswende. Und erweist ihr letztlich einen Bärendienst.