Verlängerung für Winterkorn
Knapp ein halbes Jahr ist es her, da versetzte Ferdinand Piëch die VW-Spitze in Schockstarre. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, sagte der Chefaufseher des Konzerns damals. Das Aus für Vorstandschef Martin Winterkorn schien besiegelt.
Doch am Ende eines wochenlangen Machtkampfes stand überraschend Piëchs Niederlage. Den Rauswurf des Topmanagers glaubte der 78-jährige Patriarch nach Gutsherrenart durchsetzen zu können. Doch das Präsidium des Aufsichtsrates stellte sich gegen ihn — vor allem den bei VW so mächtigen Betriebsrat hatte Piëch verprellt. Dass Winterkorn weiter an der Spitze des Konzerns stehen soll, ist also nur konsequent. Unter seiner Leitung fährt VW seit 2007 auf der Überholspur. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge verkauft. Unübersehbar sind aber auch die Schwachstellen: Die Kernmarke Volkswagen verdient mit den zentralen Modellen Golf und Passat nur wenig Geld. Auf dem US-Markt sehen die Wolfsburger nur die Rückleuchten der Konkurrenz, und die Abhängigkeit vom schwächelnden China-Geschäft ist viel zu groß.
Winterkorns Vertrag wäre Ende 2016 ausgelaufen. Nun bekommt er zwei zusätzliche Jahre, um die Probleme von Deutschlands größtem Industriekonzern in den Griff zu bekommen. Üblicherweise werden solche Kontrakte um fünf Jahre verlängert. Doch für eine derart lange Bindung reicht das Vertrauen in Winterkorns Fähigkeiten im Aufsichtsrat offensichtlich nicht mehr aus. Piëchs Kritik an dem Manager hat Spuren hinterlassen. Und ein Wechsel Winterkorns an die Spitze des Kontrollgremiums ist mit der Verlängerung auf Zeit vom Tisch.