NHL-Lockout zu Ende - Stars wieder nach Nordamerika

New York (dpa) - Koffer packen, Kufen schleifen, Karten kaufen: Nach monatelangem Arbeitskampf ist die NHL-Saison gerettet, das Leiden von Millionen Eishockey-Fans hat ein Ende.

„Ich bin begeistert, bald wieder Eishockey spielen zu können“, jubelte Superstar Sidney Crosby von den Pittsburgh Penguins. „Großartiger Tag fürs Eishockey“, titelte der kanadische Fernsehsender „TSN“ auf seiner Internetseite, „Zurück auf dem Eis“ hieß es bei espn.com.

Dagegen müssen die Clubs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) auf ihre Übersee-Stars verzichten. Dennis Seidenberg, Christian Ehrhoff und Co. kehren von ihren Gastspielen nach Nordamerika zurück. Auch Bundestrainer Pat Cortina bedauerte das Fehlen seiner NHL-Profis Anfang Februar bei der Olympia-Qualifikation „ein wenig“. „Natürlich bin ich als Bundestrainer etwas traurig, dass uns die Nationalspieler nicht zur Verfügung stehen“, sagte der Italo-Kanadier, ergänzte aber „die Eishockey-Familie ist glücklich, dass die beste Liga der Welt wieder spielt.“

Seit Mitte September hatten sich Milliardäre und Millionäre gestritten, gezankt und beschimpft. Mehr als 500 Vorrundenspiele wurden gestrichen, die Fans im Lockout auf eine harte Geduldsprobe gestellt. 113 Tage Missstimmung und Misstrauen endeten letztlich am frühen Sonntagmorgen (Ortszeit) in einem Hotel mitten in Manhattan.

Nach einer 16-stündigen Marathon-Sitzung traten Liga-Boss Gary Bettmann und Donald Fehr, Verhandlungsführer der Spielergewerkschaft NHLPA, sichtlich erschöpft vor die Presse. „Wir sind hier, um Ihnen mitzuteilen, dass wir uns auf die Rahmenbedingungen eines neuen Tarifvertrages geeinigt haben“, sagte Bettman. Genaue Details wurden noch nicht bekannt. Zudem müssen beide Seiten den Kontrakt noch ratifizieren - dies gilt jedoch als reine Formsache.

Der Vertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren und ist nach acht Jahren kündbar. Die Jahreseinnahmen von 3,3 Milliarden Dollar werden künftig jeweils zur Hälfte geteilt. Bislang entfielen 57 Prozent auf die Spieler. Die Gehaltsobergrenze liegt im ersten Jahr bei 60 Millionen Dollar, Teams dürfen jedoch bis zu 70,2 Millionen Dollar ausgeben. In der Saison 2013/14 steigt der Salary Cup dann auf 64,3 Millionen Dollar.

Der Spielplan für diese Saison soll 48 bis 50 Vorrundenpartien umfassen, der Spielbetrieb entweder am 15. oder 19. Januar beginnen. Alle Begegnungen werden innerhalb der jeweiligen Conference ausgetragen. Somit ist bereits klar, dass beispielsweise Meister Los Angeles Kings nicht an die Ostküste kommen wird und die Eishockey-Fans in Vancouver, San Jose oder Dallas keinen Sidney Crosby (Pittsburgh Penguins) oder Alexander Owetschkin (Washington Capitals) zu sehen bekommen. Und es gilt als wahrscheinlich, dass die Playoffs diesmal bis Ende Juni und somit zwei Wochen länger als gewöhnlich dauern werden.

Durch den Deal in Nordamerika müssen die zahlreichen NHL-Profis, die während des Lockouts in Europa spielten, wieder zurück. In der DEL liefen in den vergangenen Wochen und Monaten knapp zwei Dutzend Stars aus der besten Liga der Welt übers Eis - unter anderem auch die deutschen Nationalspieler Seidenberg und Marcel Goc (beide Adler Mannheim) sowie Ehrhoff (Krefeld Pinguine).

Wie Adler-Sprecher Matthias Fries mitteilte, wurden Seidenberg und der aus Buffalo geholte Jason Pominville nicht mehr für das Spiel in Nürnberg nominiert. „Beide fliegen an diesem Montag wieder zurück in die USA“, sagte Fries. Auch der EHC München verliert in Blake Wheeler und Paul Stastny zwei Akteure aus Übersee. Beide reisen Anfang der neuen Woche zurück, wie die Münchner bekanntgaben.

Somit stehen künftig nicht nur einige DEL-Teams ohne ihre Topstars da, sondern auch Cortina. Der Bundestrainer muss nun beim Qualifikationsturnier vom 7. bis 10. Februar in Bietigheim ohne Seidenberg, Ehrhoff und Co. das Ticket für die Winterspiele 2014 in Sotschi lösen. Gegner der deutschen Mannschaft sind Österreich, Italien und die Niederlande. Nur der Turniersieger fliegt nach Sotschi.

Ob die NHL-Profis auch um Olympia-Medaillen spielen werden, ist noch nicht ganz sicher. Ihre Teilnahme war nicht Teil des neuen Tarifvertrages, sondern soll separat verhandelt werden. Bettman hatte bereits 2010 in Vancouver angedeutet, dass seine Liga womöglich künftig nicht mehr mitten in der Saison ihre Tore schließen und Spieler abstellen werde, da die NHL nur von den Winterspielen profitierte, wenn diese in Nordamerika ausgetragen werden.