Norbert Meier: Des Fortuna-Trainers andere Seiten
Von wegen norddeutsch unterkühlt: Norbert Meier zeigt öffentlich Gefühle, und seine Sprüche genießen bei den Fans Kultstatus.
Düsseldorf. Es war der Sprung des Jahres für Düsseldorf und alle Freunde der Fortuna. Norbert Meier nahm 80 Meter Anlauf, lief nach eigener Wahrnehmung schneller als sein Flügelflitzer Maximilian Beister und hob dann ab. Gefühlte zehn Sekunden später landete er ganz oben — auf der Spitze der Spielertraube, die sich nach dem späten Siegtor zum 2:1 gegen Dynamo Dresden vor der Fankurve in der Arena gebildet hatte. Nicht nur Norbert Meiers Ehefrau Sieglinde beobachtete mit offenem Mund und angehaltenem Atem, was sich da an einem Novemberabend vor ihren und weiteren 30 000 Augenpaaren abspielte.
Vom Klischee des kühlen, unnahbaren Norddeutschen ist seitdem nicht mehr viel geblieben. Norbert Meier hat in Düsseldorf spätestens seit diesem Abend Kultstatus. Und er wird nicht nur von den Fans und seinen Spielern verehrt. „Der Alte hat einen herrlich trockenen Humor“, sagte einer seiner Profis, der allerdings aus eigener unliebsamer Erfahrung gerne ungenannt bleiben möchte. Denn Meier hat ein Elefanten-Gedächtnis, kann sich an alles erinnern und Extraschichten oder Sonderzahlungen in die Mannschaftskasse werden vom Trainer gerne mal für kleine Fehltritte angeordnet. Denn wenn etwas gegen seinen Plan läuft, kann der gebürtige Reinbeker auch ganz anders. Doch inzwischen weiß man als Gegenüber, dass der Zorn ebenso schnell wieder verraucht und die dicke Luft wieder aufklart. Meier vergisst nicht, ist aber auch nicht nachtragend.
Beim Training kann Meier in einem Moment einen Fotografen zusammenstauchen, weil dieser sich ein paar Zentimeter über die imaginäre Abstandslinie gewagt hat. Und im nächsten Moment gibt er mit dem strahlendsten Lächeln zwei jungen Damen, die als Zaungäste das Training verfolgen, bereitwillig Autogramme.
Die Erfahrungen aus der Bundesliga — er wurde mit Werder Bremen drei Mal Deutscher Meister und absolvierte 292 Bundesligaspiele und 16 Länderspielen — münden oft genug in markanten Sprüchen, die nicht nur seine Spieler zu schätzen wissen. Manchmal erschrickt der 53-Jährige selbst geradezu über die eigene Spontanität und Wirkung seiner Sprüche. „Das schreiben Sie jetzt aber lieber nicht“, meint er dann in Pressekonferenzen, wenn er mal wieder bildreich und markant Stellung zu einem fußballerischen Defizit seiner Spieler Stellung genommen hat.
Norbert Meier ist ein Profi durch und durch. Wenn er arbeitet, dann hat nichts anderes Platz in seinen Gedanken. Und so ist es auch auf der Bank während der Pflichtspiele. Er leidet und geht richtig mit, wenn es nicht so läuft. Und er kann inzwischen auch richtig feiern, wenn es etwas mit der Mannschaft zu feiern gibt.
In der Öffentlichkeit gibt er sonst aber wenig preis von seinen Gefühlen. Er hat seine Erfahrungen in nun 31 Jahren im Profifußball gesammelt und weiß, dass sich im Negativfall auch alles ganz schnell gegen einen wenden kann. Auch diese Erfahrungen haben ihn geprägt und erklären das langsame Auftauen seiner Persönlichkeit zu Beginn seiner Zeit vor vier Jahren in Düsseldorf.
Den Halt findet er in seinem Privatleben. Er wohnt aber nicht im für ihn wohl zu hektischen Düsseldorf, sondern auf dem Land in Viersen. Sein Sohn Florian hat ebenfalls eine Karriere im Fußball gestartet. Der 29-Jährige spielt inzwischen beim TuS Bösinghoven in der Niederrheinliga. Sonst gibt es aber wenig über das Privatleben der Meiers zu lesen, außer dass der Kontakt zu Florian und Tochter Laura (26) ziemlich eng ist. Aber das gehe niemanden etwas an, meint Meier sehr entschlossen.
Norbert Meier steht nun vor seiner Meisterprüfung als Trainer. Innerhalb von drei Jahren kann er zum zweiten Mal in die nächsthöhere Klasse aufsteigen. „Ich bin mit der Fortuna aber noch nicht am Ziel“, sagt Meier, der die Fortuna in der Bundesliga etablieren möchte. Den nächsten Jubelsprung des Jahres möchten die Fans von ihrem Trainer möglichst schon im Mai erleben. Dann können sie Norbert Meier dafür feiern, dass er die Fortuna zurück in die Bundesliga geführt hat.
