Insolvenzverfahren Apotheker fürchten um Existenz

Kreis Mettmann. · Apothekensprecherin Inge Funke warnt: „Es stehen Existenzen auf dem Spiel.“ Auch Engpässe bei der wohnortnahen Kundenversorgung seien möglich.

 Inge Funke ist Sprecherin der Apotheker Nordkreis Mettmann.

Inge Funke ist Sprecherin der Apotheker Nordkreis Mettmann.

Foto: Alois Müller

 Seit  knapp 15 Jahren betreibt Dr. Ulrike Peterseim die Schwanen-Apotheke, die Adler-Apotheke sowie die Elefanten-Apotheke in Haan erfolgreich als Filialverbund. Ebenfalls seit langer Zeit lässt sie ihre Rezept-Abrechnungen über das Haaner Unternehmen ARZ abwickeln. „Ich habe mich für diese Firma entschieden, weil ich es wichtig finde, im Notfall den Dienstleister direkt am Ort zu haben“, sagt Peterseim. Jetzt kann sie sich doppelt in ihrer Entscheidung bestätigt fühlen: Ihre Apotheken sind damit nämlich vom Insolvenzverfahren der Düsseldorfer Abrechnungszentrale „AvP Deutschland“ nicht betroffen – ganz im Gegensatz zu manch anderer im Lande.

Am 16. September hatte das Amtsgericht Düsseldorf  das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. AvP ist mit rund 3500 Kunden  einer der größten Abrechnungsdienstleister in Deutschland. Umso dramatischer erschüttert die plötzliche Schieflage viele Apotheken, die noch Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe gegenüber der Gesellschaft haben sollen.

Die Hildener Apothekerin Inge Funke ist Sprecherin der Apotheken im Nordkreis Mettmann. Sie sagt: „Auch unter den 114 Apotheken im Kreisgebiet gibt es Betroffene.“ Der Apothekerverband habe gerade ein Formular verschickt, das das Ausmaß der Abrechnungs-Katastrophe ermitteln soll. Funke weiß jedoch aus persönlichen Gesprächen von Apotheken zu berichten, die bereits Personal entlassen mussten und deren Existenz auf dem Spiel steht.

Inge Funke erläutert: „Die Falle liegt im System.“ Die Apotheker gehen bei der Ausgabe von rezeptpflichtigen Medikamenten in finanzielle Vorleistung. Unternehmen wie AvP rechnen anschließend mit den Krankenkassen die Rezepte ab, bekommen von den Kassen das Geld und leiten die Summe für die Apotheke dann weiter. „Wir haben immer geglaubt, dass diese Gelder rein zweckgebunden seien“, sagt Inge Funke.

Jetzt aber könnten sie Bestandteil einer Insolvenzmasse werden. Und das wiederum führe dazu, dass die Apotheken ihr Geld nicht bekommen. Folge:  Vollkommen gesunde Apotheken stehen plötzlich vor dem finanziellen Kollaps. „Apotheker haften mit ihrem Privatvermögen“, betont die Sprecherin: „Da stehen also persönliche Existenzen auf dem Spiel.“ Selbst wenn jede betroffene Apotheke „nur“ einen Mitarbeiter entlassen müsste, ergebe das 3500 Kündigungen bundesweit. Die Krise könne gar die wohnortnahe  Patientenversorgung gefährden.

Funke und ihre Kollegen fordern deshalb staatliche Hilfen, denn es seien ja auch staatliche Forderungen bei der Rezeptverarbeitung, die Apotheken in Verträge mit Abrechnungszentren drängten.

Nachricht am Rande: „ARZ Haan“ hat bekanntgegeben, die Rezeptverarbeitung von Sanitätshäusern und sonstigen Gesundheitsdienstleistern von AvP zu übernehmen.