Bahnverkehr Bahnstrecke gesperrt: Das sind die Auswirkungen der Mammut-Baustelle zwischen Köln und Düsseldorf

Bahnfahrer zwischen Köln und Düsseldorf brauchen nun Geduld. Es wird gebaut - und umgeleitet. Welche Linien fahren, welche nicht? Ein Überblick.

Foto: Oliver Berg/dpa

Köln/Düsseldorf. Die Sanierung ist dringend - und sie ist umfangreich. Rund 36 000 Schwellen und 43 Kilometer neue Schienen sollen verbaut werden, der Zugverkehr auf der vielbefahrenen Nord-Süd-Strecke der Bahn zwischen Köln und Düsseldorf wird von Montag (9. April) an mächtig aus dem Takt kommen. Die Auswirkungen dürften in ganz NRW zu spüren sein.

Ein Regionalexpress fährt in den Hauptbahnhof Köln ein.

Foto: Oliver Berg

Sechs Wochen lang werden vom 9. April bis 19. Mai zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf-Benrath die Fernbahngleise komplett gesperrt. Für die Züge stehen nur noch die S-Bahngleise zur Verfügung. Der Grund: Rund 43 Kilometer Schienen und 22 Kilometer Kabel müssen ausgetauscht, 36 000 Schwellen und 26 000 Tonnen Schotter ersetzt werden. Insgesamt investiert die Bahn nach eigenen Angaben 11,5 Millionen Euro.

Die Hälfte der täglich verkehrenden 160 Fernzüge fährt den Düsseldorfer Hauptbahnhof während der sechs Wochen nicht an. Die Folgen: Der ICE Sprinter (Hamburg - Köln) zum Beispiel braucht rund 10 bis 20 Minuten länger. Der IC 32 (Berlin - Ruhrgebiet - Bonn - Süddeutschland) wird weitgehend ohne Halt in Düsseldorf mit rund 30 Minuten längerer Fahrzeit umgeleitet. Die ICE-Linie 42 (Dortmund - Stuttgart - München) endet jeweils in Essen oder Düsseldorf und die ICE-Linie 47 zwischen Dortmund und Stuttgart wird teilweise über Wuppertal umgeleitet, wodurch fast alle Halte im Ruhrgebiet entfallen. Die IC-Linie 50 (Leipzig - Erfurt - Paderborn - Köln) beginnt und endet in Düsseldorf statt in Köln. Der ICE 78 (Amsterdam - Köln - Frankfurt) fährt über Mönchengladbach, Oberhausen, Duisburg und Düsseldorf werden nicht angefahren.

Auch hier werden sich die Bauarbeiten auswirken, unter anderem auf den RE 2 (die Züge fallen zwischen Duisburg Hbf und Düsseldorf Hbf aus) und den RE 5 (keine Züge zwischen Düsseldorf Hbf und Leverkusen Mitte). Die Linie RB 37 verkehrt nicht zwischen Duisburg Hbf und Duisburg-Entenfang. Bei der S 68 fallen die Züge zwischen Langenfeld und Düsseldorf Hbf aus.

Sie beschwichtigt ein wenig. Die Situation sei weniger dramatisch als bei der noch bis Montag dauernden Vollsperrung der Ruhrgebiets-Hauptstrecke zwischen Essen und Duisburg, sagt ein Sprecher der Bahn. Diesmal handele es sich nicht um einen Komplettausfall, was vor allem für die Pendler wichtig sei. So ist der RE 1 von Hamm nach Aachen, eine hochfrequentierte Linie über Köln und Düsseldorf, in der ersten Bauphase vom 9. bis 25. April laut Bahn so gut wie gar nicht betroffen. In der zweiten Phase bis zum 19. Mai soll tagsüber der Halt Leverkusen-Mitte entfallen.

Der RE 6, der Rhein-Weser-Express, der vom Köln-Bonner Flughafen über Neuss nach Düsseldorf und weiter nach Minden fährt, verkehrt ebenfalls planmäßig. Diesen Zug empfiehlt die Bahn auch den Köln-Düsseldorf-Pendlern. Tickets bleiben auch bei einer veränderten Streckenführung gültig, heißt es.

Die Meinungen gehen von „Es ist, wie es ist. Man muss Geduld haben“ bis „Es nervt!“ weit auseinander. Narin Avanesyan, Informatikerin aus Köln, pendelt jeden Tag vom Hauptbahnhof mit dem RE 5 nach Düsseldorf. Sie setzt ab Montag auf die Bahn-App, die sie darüber informiert, welche Linie sie nehmen kann. „Vielleicht bilden wir mit den Kollegen auch eine Fahrgemeinschaft. Im schlimmsten Fall muss ich ein paar Tage Home Office anmelden“, sagt die 34-Jährige.

Eine andere Bahnfahrerin, die ihren Namen nicht nennen möchten, plant für die Strecke Köln-Düsseldorf ab Montag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zwei Stunden ein. Sie sei selbstständige Rehasport-Trainerin, sagt die Frau. Ihre Patienten, die die Morgentermine gebucht hätten, dürfe sie auf keinen Fall warten lassen.

Für alle, die von den Bauarbeiten überrascht werden, fordert der Fahrgastverband Pro Bahn in NRW Betreuung am Gleis durch Bahnpersonal. „Informationen auf der Homepage und per App sind nicht ausreichend“, sagt der Bundesvorsitzende Detlef Neuß. Die Bahn hat bereits zugesagt, Mitarbeiter abzustellen. dpa