„Befreiendes Gefühl“ Corona-Impfaktion kann am Sonntag losgehen
Düsseldorf · Nordrhein-Westfalen hat eine erste Lieferung des Impfstoffes gegen das Coronavirus erhalten. In einem geheimen Zentrallager wird die kleine Menge zunächst aufgeteilt. Am Sonntag sollen mobile Impfteams in stationären Pflegeeinrichtungen mit dem Spritzen beginnen.
Zehn Monate nach Beginn der Corona-Krise in Nordrhein-Westfalen läuft an diesem Sonntag mit den ersten Tausenden Impfdosen eine großangelegte Impfaktion an. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sprach nach dem Eintreffen der ersten Lieferung des Corona-Impfstoffes am Samstag von einem ganz besonderen Tag für das Bundesland. Es handele sich zwar um eine kleine Menge. Der Impfstoff werde aber gerecht in Deutschland und der Europäischen Union verteilt und in den nächsten Tagen aufgestockt. Er biete die Perspektive für ein Zurück in ein normales Leben. Laschet äußerte zugleich die Zuversicht, dass, „wenn wir nächstes Weihnachten hier stehen, die Pandemie überwunden sein könnte“. Er fügte hinzu: „Und das ist ein befreiendes Gefühl nach all diesen Monaten.“
Nach Angaben des Logistikunternehmens Kuehne+Nagel handelt es sich bei der ersten Lieferung um zwei Kisten gefüllt mit tiefgekühlten Kunststofffläschen. Sie kamen laut Staatskanzlei am Samstagmorgen aus einer Impfstoff-Fabrik in Belgien in einem geheimen Zentrallager des Landes an. Sie enthalten nach früheren Angaben 9750 Impfdosen, die am Sonntag an die 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW verteilt werden sollen. Noch am selben Tag sollen die Impfungen durch mobile Teams in NRW in ausgewählten stationären Pflegeeinrichtungen beginnen. Die Gruppe der Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen, die zuerst geimpft werden sollen, umfasst in NRW bis zu 350 000 Menschen.
„Ich hätte mir nämlich kein besseres Weihnachtsgeschenk für die Menschen in Nordrhein-Westfalen vorstellen können, als dass wir jetzt beginnen können mit dem Impfen“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bei dem Pressetermin am Düsseldorfer Impfzentrum. Er bekräftigte, dass bis Jahresende weitere rund 270 000 Dosen kommen sollten. Die Hälfte davon könne sofort gespritzt und die andere Hälfte müsse für die zweite Impfung zurückgelegt werden. Im Januar solle die Liefermenge auf rund 140 000 Dosen pro Woche steigen. Laumann geht davon aus, dass eine Immunisierung in den Seniorenheimen bis Ende Februar/Anfang März 2021 weitestgehend abgeschlossen sein werde.
Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigungen sprachen bei den jetzt beginnenden Impfungen von einem Marathon, der mitten in der zweiten Infektionswelle starte und Monate dauern werde. Das Abstandhalten und Masketragen sei weiter sehr wichtig, da sich der Impfschutz erst langsam aufbauen könne. Für die Corona-Impfungen in NRW sind Impfzentren in den kreisfreien Städten und Kreisen aufgebaut worden. Zuerst sind die mobilen Impfteams im Einsatz. Laumann verwies darauf, dass nach den Pflegeheimen und dem Krankenhauspersonal die über 80-Jährigen an der Reihe sind, die nicht im Heim leben. Sie würden angeschrieben und über Details informiert. In NRW leben laut dem Gesundheitsminister 1,2 Millionen Menschen im Alter über 80 Jahre.
Laschet erinnerte an die Ausbreitung des Coronavirus Ende Februar im Kreis Heinsberg und Tausende Tote auch in Nordrhein-Westfalen. Er würdigte die Leistung von Biontech-Chef Ugur Sahin, der als Vierjähriger aus der Türkei nach Köln gekommen sei als Sohn eines Gastarbeiters bei Ford. Sahin habe nach dem Abitur und Studium in Köln mit seiner Frau eine Firma gegründet. „Und diese Firma hat jetzt der ganzen Welt einen Impfstoff geschenkt“, verdeutlichte Laschet. „Das sollte uns ermutigen, allen Menschen eine Chance zu geben, auch auf Bildung. Denn am Ende kann es dem ganzen Land nutzen“, betonte Laschet.