540 Kilometer als Europa-Bekenntnis

Zwei 16-Jährige aus Burscheid und einer aus Wermelskirchen sind in den Ferien mit dem Rad nach England gefahren. Heute kehren sie nach Deutschland zurück.

Burscheid.Wenn Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten wollen, dann freut das die Erziehungsberechtigten — und ängstigt sie manchmal zugleich. So ist es dem Burscheider Klaus Perthel ergangen. „Ich habe meinem Sohn Aurel mal vorgeschwärmt, dass ich als 24-Jähriger mit dem Rad nach Bordeaux gefahren bin. Er und sein Freund haben mich dann immer wieder gefragt, ob sie auch mal dort hinfahren könnten.“ Der einzige Haken: Die beiden sind erst 16 Jahre alt. „Wir haben dann an einer Lösung gearbeitet und eine gefunden. In einer Dreiergruppe könnten sie kritische Situationen besser bestehen, fanden wir“, erläutert Klaus Perthel auch den Standpunkt der anderen Eltern.

Mit einem weiteren 16-jährigen Klassenkameraden des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Leverkusen wurde dann eine „Light-Version“ ausgearbeitet — und eine, die den Gedanken des europäischen Miteinanders und der Völkerverständigung würdigen sollte: Denn es sollte zwar nicht mehr nach Bordeaux gehen, sondern nach München. Doch der Kinofilm Dünkirchen mit seinen europäischen, geschichtlichen Hintergrund habe dann den Ausschlag für die endgültige Streckenauswahl mit fünf Ländern gegeben: Von Burscheid aus sollte es über Belgien, Holland, Frankreich nach England gehen. Tatsächlich machten sich Aurel Perthel, Philip Barber und „Organisationsleiter“ Jonny Jansen aus Burscheid, Hilgen und Wermelskirchen am Sonntag vor einer Woche mit ihren Mountainbikes auf den Weg zu der 540 Kilometer langen Tour (abzüglich der Überfahrt mit der Fähre). Da sie zwar viel mit dem Rad unterwegs, aber keine Ausdauersportler sind, wurde es — mit vielen Etappen — eine „kleine Europa-Fahrt“, wie Klaus Perthel den Trip nennt. Ausschlaggebend für das europäische Bekenntnis mit der Tour der 16-Jährigen, die Eltern aus Deutschland, Frankreich und England haben, sei auch der Brexit gewesen, wie Jon Barber, Engländer, Vater von Philip, erläutert: „Unsere Freundschaft ist international, die Jungs lieben beide kulturellen Seiten ihrer Eltern, sind alle bilingual und einen weitere Sprache kommt auch dazu. Das sind alle positive Sachen die für die nächste Generation aus England bald nicht mehr so einfach vorstellbar sind.“

Tatsächlich erlebten die Jugendlichen in Belgien hautnah bei einer Reifenpanne, dass das Miteinander längst über die Grenzen geschwappt ist. Ein Belgier hielt mit seinem Auto an, ließ sich das Problem erklären und kam mit einem neuen Schlauch zurück, den er den Deutschen schenkte. Ablehnung erfuhren sie zwar in einem belgischen Hotel, wo sie nicht einchecken durften — allerdings aus dort gesetzlichen Gründen, weil niemand von ihnen volljährig ist.

Foto: Klaus Perthel

Ein Höhepunkt der Reise war das Kriegsdenkmal in Dünkirchen. Jon Barber: „Finde ich bemerkenswert das Kinder von englischen, deutschen und französischen Eltern gemeinsam an so einem Ort als dicke Freunde stehen können.“ Heute kehren die Freunde mit dem Zug nach Deutschland zurück.