Integration Auf dem Fußballplatz sind die Flüchtlinge willkommen
Der BVB hat in dieser Woche sein Trainingsprojekt gestartet. Teilnehmer mit Talent können der Mannschaft helfen.
Burscheid. Mahmud, Redon und Grzim stehen eine halbe Stunde vor Trainingsanfang unsicher auf dem Fußballplatz. Die drei Jungs kommen aus dem Kosovo und aus Serbien, sprechen nur wenig Deutsch. Zu Jugendtrainer Hajrush Islam, seit 20 Jahren im Verein, fassen sie schnell Vertrauen. Er spricht ihre Sprache und hat ein ähnliches Schicksal hinter sich.
Der BV Burscheid hat am Dienstag zum ersten Mal eine Trainingseinheit für Flüchtlinge geöffnet. Das selbstlose Ziel ist: die Flüchtlinge integrieren, ihnen ein Freizeitangebot machen, bei Schwierigkeiten helfen. Ein eigennütziges Ziel gibt es auch. „Unsere Hoffnung ist natürlich, dass welche dabei sind, die uns als Mannschaft weiterbringen“, sagt Vorsitzender Bernd Hammans.
„Ich bin das perfekte Beispiel für Integration über Sport“, sagt Jugendtrainer Hajrush Islami. In den 90ern ist er selbst aus dem Kosovo nach Burscheid geflohen. „Der Fußballverein war die erste Station, die mir geholfen hat, mich in Deutschland wohlzufühlen“, sagt er. „Allein durch die Schule hätte die Integration bei mir viel länger gedauert.“
Über den Verein hat er Freunde gefunden, die haben ihm wiederum geholfen, die Sprache zu lernen. Er hat Verständnis für die Flüchtlinge, weil er ihre Situation kennt. „Viele fragen sich: Bin ich hier überhaupt willkommen? Sie verstehen die Sprache nicht, haben Angst, etwas gefragt zu werden.“ Ihre Ängste sind vielfältig.
Neun Kicker sind zum Training erschienen. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass so viele kommen“, sagt Hammans. Alle erhalten das blaue Trikot der zweiten Mannschaft. Für einen Flüchtling müssen erstmal Turnschuhe besorgt werden, er hat nur Badelatschen. Fußballschuhe hat keiner. „Wir brauchen noch richtige Schuhe für die Jungs, die rutschen ja nur weg“, sagt Islami. Hammans findet, dass die Kicker erst mal zeigen sollen, dass sie auch regelmäßig mitmachen wollen. „Gebrauchte Fußballschuhe gehen doch auch“, sagt Islami. Alte Treter habe doch jeder noch irgendwo rumfliegen, glaubt er.
Während Hajrush Islami für das Herzliche zuständig ist, hat Bernd Hammans immer auch das Wohl des Vereins vor Augen. Natürlich wolle man die Flüchtlinge in die Mannschaft integrieren. „Aber es muss auch sportlich passen“, sagt er. „Dazu gehört auch Disziplin.“ Hammans benutzt das Wort häufig. Für ihn ist Disziplin die Grundtugend auf deutschen Fußballplätzen. Man kann das spießig finden, und ein bisschen hört es sich ja auch nach Training wie zu Sepp-Herberger-Zeiten an. Aber man versteht ihn besser, wenn man sieht, dass die letzten Kicker eine halbe Stunde nach Trainingsbeginn eintrudeln. Darunter sind auch einige fußballtechnische Alleinunterhalter, talentierte Spieler, die aber während des Trainings ihr eigenes Ding machen. Hammans ist skeptisch. „Fußball ist immer noch ein Mannschaftssport“, brummt er.