Aus der Fabrik in die eigene Kirche
Jubiläum: Mit dem Neubau 1958 wurde der Bedeutung Hilgens Rechnung getragen. Am Sonntag feiert die Evangelische Gemeinde ihre Kirche in Dünweg.
Burscheid. Wenn Gebäude so etwas wie Meilensteine in der Entwicklungsgeschichte eines Ortes sind, dann war 1958 ein wichtiges Jahr für Hilgen. Am 16. Januar wurde die (evangelische) Ernst-Moritz-Arndt-Schule eingeweiht, damals noch als Volksschule. Viereinhalb Monate später folgte die evangelische Kirche in Dünweg. Es ist eine Gnade des Kalenders, dass das Jubiläumsdatum in diesem Jahr wieder genau auf einen Sonntag fällt.
50 Jahre sind für eine Kirche nicht viel, zumal wenn ihr am Markt auf Burscheider Seite rund 240Jahre gegenüberstehen. Aber innerhalb der Burscheider Gemeinde stand der Neubau für das Bemühen, der Bedeutung Hilgens deutlicher als zuvor Rechnung zu tragen.
Schon seit 1952 hatte das Presbyterium auf eine 3.Pfarrstelle gedrängt, die allein Hilgen zugedacht sein sollte; erst gut zehn Jahre später wurde sie genehmigt und bis 1967 zunächst von Hanns Lutze übernommen. Ihm folgten Günter Finkenrath (bis 1975), Viktor Wendt (bis 2004) und aktuell Annerose Frickenschmidt.
Die Anbindung des Bezirks Hilgen-Dünweg an die Burscheider Gemeinde bestand aber bereits seit 1929 - nach jahrelangem, mitunter auch heftigem Streit mit Neuenhaus. Als schlichter Kirchenraum diente seither die ehemalige Besteckfabrik Kremendahl, die sich in Gemeindebesitz befand. Doch im Vorfeld des Kirchenneubaus stand die Zugehörigkeit zu Burscheid noch einmal zur Diskussion: Die Gemeinde Neuenhaus umwarb die Hilgener neuerlich, aber es blieb beim bisherigen Zuschnitt.
Die vom Solinger Architekten Walter Schneider entworfene Hilgener Kirche ist Vorbote eines protestantischen Sakralbauverständnisses, das sich in den folgenden Jahrzehnten mehr und mehr verbreiten sollte: Kirche als ein multifunktionaler Raum, jenseits des Gottesdienstes schnell für andere (Fest-)Zwecke umnutzbar.
Eine Auffassung, die durch Um- und Neubauten in den 80er Jahren noch unterstrichen wurde: Das alte Fabrikgebäude an der B51 wurde abgerissen, das neue Jugendheim baulich mit der Kirche verbunden - Geburtsstunde des Gemeindezentrums im eigentlichen Sinn des Wortes.
Ein Gemeindezentrum, das inzwischen aber auch in die Jahre gekommen ist. Der Fußboden in der Kirche muss dringend erneuert werden, 14000 Euro sind notwendig. Am Sonntag beim Jubiläumsfest startet die Gemeinde daher eine Aktion zur Finanzierung: Jeder kann symbolisch eine Fliese erwerben - für Spenden je nach Fliesengröße zwischen sieben und 28Euro.
Nicht das Einzige, womit Besucher die Renovierung der Hilgener Kirche unterstützen können: Für sieben Euro ist auch eine CD zu haben, auf der zahlreiche Gemeindeglieder mit Bibeltexten zu hören sind, zu denen sie eine besondere Beziehung haben.