Landwirtschaft: Die Milch ist zu billig
Die Milcherzeuger können dem Preisdruck kaum noch standhalten.
Rhein.-Berg. Kreis. Die Milch macht’s - diesen Werbeslogan dürfte so mancher Milchbauer nicht mehr hören können. Grund ist der von Discountern und einer großen Privatmolkerei aus Süddeutschland ausgelöste Preisdruck, der die Preise für Milch, Butter & Co. in die Tiefe stürzen ließ.
Das bekommen auch die Burscheider Landwirte zu spüren. "Die meisten unserer Bauern leben von der Milchviehhaltung", sagt Frank Paas, Vorsitzender der Ortsbauernschaft. An sich sei es normal, dass die Milchpreise im Frühjahr und Sommer fallen. "Aber nicht in dem Ausmaß." Schuld an dem Desaster hat die besagte Großmolkerei, die dem Handel die Milch 15Cent günstiger als bis dahin angeboten hat - "von sich aus", sagt Paas. "Es war nicht so, dass der Handel gedrängt hätte." Warum das passiert ist, vermag er nicht zu sagen. "Meiner persönlichen Einschätzung nach wollte die Molkerei den schon lange angekündigten Milchstreik provozieren - nur um zu sehen, wo sie steht. Das ist aber nur eine Vermutung."
Als Privatmolkerei kann sich das Unternehmen diesen Schritt erlauben. Anders sieht es bei den genossenschaftlich organisierten Molkereien aus, die in NRW überwiegen.
Hier sind die Bauern am Erlös beteiligt, die Genossenschaften versuchen, für ihre Mitglieder bestmögliche Ergebnisse rauszuholen. Der Preisanstieg im vergangenen Jahr hat gerade die gestiegenen Kosten für Futter und Energie abgedeckt. "Durch den starken Preisrutsch stehen wir jetzt schlechter da als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Aktuell liegt der Basispreis für den Liter Milch bei 34 Cent. Dazu kommen Zuschläge für die Qualität." Die Industrie geht davon aus, dass die Preise im Herbst wie üblich anziehen. Darauf wollen die Landwirte nicht warten. Gestern demonstrierte der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) vor der Molkerei Weihenstephan (Müller-Gruppe) in Freising. Auch aus dem Bergischen waren Landwirte vertreten. Am Ende stand die Ankündigung eines Lieferboykotts.