Ausbildungsmarkt hat sich schneller erholt als erwartet

Ausbildung: Nach dem Krisen-Jahr ist die Zahl der Lehrstellen wieder gestiegen, in Rhein-Berg um knapp 300.

Rhein.-Berg. Kreis. "Wir haben auf dem rheinisch-bergischen Ausbildungsmarkt schneller Fahrt aufgenommen, als angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu befürchten war." Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach, zeigt sich mit der Zahl der in diesem Jahr abgeschlossenen Ausbildungsverträge zufrieden - Stichtag für die Auswertung ist der 30.September.

Wurden im Krisen-Jahr 2009 im Kreisgebiet lediglich 821Ausbildungsstellen gemeldet, stieg die Zahl in diesem Jahr auf 1106. Auch das Burscheider Familienunternehmen Fietz stellte 2010 fünf Azubis ein. Zum Vergleich: Im letzten Jahr konnte kein einziger Ausbildungsplatz angeboten werden. Beim Großunternehmen Federal-Mogul blieb das Ausbildungsangebot dagegen - trotz Wirtschaftskrise - konstant. Joachim Ferrier, Leiter der technischen Ausbildung, erklärt: "Wir bilden stets 21 Nachwuchskräfte aus. Aktuell läuft die Bewerbungsphase für 2011, die Plätze sind also noch frei."

Entgegen den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit können jedoch nicht alle Burscheider Betriebe ein Ausbildungsangebot aufrechterhalten oder steigern. Im Gegenteil: Hatte der Installateurbetrieb Riedel in der Vergangenheit zeitweilig mehrere Azubis, ist aktuell nicht einmal Platz für eine Nachwuchskraft. Geschäftsführer Siegmar Riedel: "Wir mussten unseren Betrieb verkleinern und können vor allem aufgrund der Auftragslage momentan nicht ausbilden."

Im gesamten Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach - dazu zählen auch Leverkusen und der Oberbergische Kreis - haben vor allem das Kfz-Gewerbe (+30,8 Prozent) und das Metallbaugewerbe (+35 Prozent) für ein besseres Ausbildungsangebot gesorgt. "Beim Metallbau liegt das an den energetischen Sanierungen", glaubt Krause. Leichte Rückgänge seien unter anderem im Bankensektor (-3,8 Prozent) zu verzeichnen.

Mit 1139 Bewerbern gab es in diesem Jahr kreisweit 56 weniger als 2009. Demgegenüber stehen 33 Nachwuchskräfte, die seit Oktober des vergangenen Jahres eine Ausbildung suchen und noch vertragslos sind. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 20 Bewerber (37,7 Prozent) weniger. "Die Betroffenen werden in die Nachvermittlungsverfahren der Kammern und Arbeitsagentur einbezogen und haben noch bis Dezember die Chance auf eine Stelle", erklärt Stefan Krause. Eine Gewähr gebe es jedoch nicht, denn neben den Betriebsanforderungen müssten manche Bewerber erhebliche räumliche Distanzen in Kauf nehmen. Das könne oder wolle nicht jeder. Aktuell gibt es noch 44 freie Lehrstellen im Kreis - 18 mehr als 2009.

Laut Angaben der Industrie- und Handelskammer Köln ist die Entwicklung in den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen im Kreis ebenfalls positiv: Hier stieg die Zahl der Ausbildungsplätze um 7,9 Prozent auf 627.

Noch besser ist die Bilanz der Vertragszahlen bei den von der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land betreuten Ausbildungsverhältnissen. Wie Marcus Otto, stellvertretender Geschäftsführer, mitteilte, beträgt der Anstieg gegenüber 2009 etwa zehn Prozent. Besonders deutlich ist der Anstieg bei den Ausbildungszahlen der Dachdecker (+30 Prozent).

Die Schulabgänger des nächsten Jahres sollten sich schon jetzt um einen Ausbildungsplatz kümmern: Für den Ausbildungsstart im Herbst 2011 laufen aktuell bei einigen Unternehmen bereits die Bewerbungsverfahren. "Auch diejenigen, die in zwei, drei Jahren die Schule beenden, sollten schon jetzt zum Beispiel Praktika machen, um zu merken, welcher Beruf ihnen gefällt", rät Otto.