Museum Ludwig Ausstellung widmet sich dem Verhältnis von Kunst und Gesellschaft
Köln · Zum dritten Mal zeigt das Museum Ludwig im Untergeschoss eine Neupräsentation seiner Sammlung von Gegenwartskunst. Es sind ab dem 20. August etwa 50 Arbeiten von 34 Künstlern in allen Medien – Malerei, Installation, Skulptur, Fotografie, Video und Papierarbeiten zu sehen.
In den bisherigen Präsentationen der Gegenwartskunst waren einzelne Kunstwerke Ausgangspunkt für Fragestellungen, die die Auswahl der Werke bestimmten. Dieses Mal dienen die Philosophie des US-Amerikaners John Dewey und sein internationaler, bis heute erkennbarer Einfluss im Bereich der Kunsterziehung und Kunstvermittlung als Folie, vor der die Sammlung betrachtet wird. Am Beispiel ausgewählter Werke werden die grundlegenden Themen des Verhältnisses von Kunst und Gesellschaft sowie von Kunstproduktion und -rezeption angesprochen.
Archivpräsentation ist
ein Teil der Ausstellung
Deweys Überzeugung, dass Kunst eine große gesellschaftliche Bedeutung zukommt, liegt auch dem Auftrag zugrunde, den sich das Museum Ludwig für seine Arbeit gibt: Das Museum Ludwig ist ein lebendiger Ort des Zusammentreffens und Austausches. Es spricht ein Publikum an, das so vielfältig und vielzählig ist wie die Kunst, die es beherbergt.
Teil der aktuellen Ausstellung der Gegenwartskunst ist eine Archivpräsentation, die John Deweys Leben und Wirken vorstellt sowie seine Einflusssphären nachzeichnet. Zudem wurden die zahlreichen ausgestellten Künstler zu ihrem Kunststudium und ihrer Kunstlehre befragt. Die Zitate aus den Antworten der Künstler geben in der Ausstellung auch einen besonderen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen.
John Deweys Denken und Wirken inspiriert auf verschiedenen Ebenen die Auswahl der Werke in der Neupräsentation: Auf welche unterschiedliche Weise sind individuelle wie gesellschaftliche Erfahrung in den Werken verdichtet? In welcher Form nehmen sie ausdrücklich oder vermittelt auf die gesellschaftlichen Entwicklungen Bezug? Und welche vielfältigen Möglichkeiten bieten sie, um die Besucher einzubeziehen?
Dewey ging davon aus, dass eine vielfältige Umgebung Menschen immer wieder neu herausfordert und zur Weiterentwicklung bewegt. Darin sah er die Voraussetzung für aufgeklärte, selbstbewusste Individuen, die sich als Teil demokratischer Prozesse in einer pluralistischen Gesellschaft verstehen. Weil Kunst selbst verdichtete gesellschaftliche Erfahrung ist, kommt ihr ein wichtiger Bildungsauftrag zu. Künstler wie Oscar Murillo betonen aus diesem Grund die Bedeutung, die Deweys Schriften für ihr Werk haben.
Die Installation „Collective Conscience“ (seit 2015 fortlaufend) appelliert an die gemeinsame Verantwortung, und dies auf unmittelbare, sinnliche Weise: Die tribünenartige Holzkonstruktion bietet nicht nur lebensgroßen Puppen in Arbeitskleidung eine Sitzmöglichkeit, sondern lädt auch Besucher ein, sich niederzulassen. In diesem Augenblick vervollständigen sie dann das Bild, das für ein kollektives Gewissen und für Solidarität steht.
Ein weiteres Beispiel bietet Julia Schers Installation „Security by Julia X“ von 1991 – ein fingierter Überwachungsschalter mit Kameras und Monitoren. Scher bezieht die Besucher in ihre Installation ein, indem sie sie von Überwachungskameras aufzeichnen lässt und die Bilder zeitgleich auf den Monitoren ausstrahlt. Seit Mitte der 1980er Jahre setzt sich Julia Scher intensiv mit der Überwachungstechnologie auseinander. Sie beschäftigt die psychologischen und gesellschaftspolitischen Auswirkungen der heute verinnerlichten Überwachungskultur.