Bauern wollen „ihr“ Land retten
Landwirtschaft: Immer mehr Wiesen und Äcker gehen durch Baumaßnahmen und sogar die Ausgleichsflächen dafür verloren.
Burscheid. "Mehr als die Hälfte (50,6 Prozent) des Stadtgebiets sind noch Landwirtschaftsflächen", wirbt die Stadt Burscheid auf ihrer Homepage für das "Wohnen und Arbeiten im Grünen". Was hier offenbar als Standortvorteil gegenüber weniger ländlichen Regionen herauskristallisiert werden soll, dürfte bei den Burscheider Bauern durch das winzige Wörtchen "noch" als purer Zynismus ankommen.
"Der Flächenverzehr nimmt mit den Ausschreibungen von Wohn- und Bebauungsflächen sowie Industriegebieten in einem Maße zu, wie das bisher nie gewesen war. Wir möchten aber noch in 20 Jahren hier wirtschaften können", beschreibt Frank Paas, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Burscheid, die Existenzängste der hiesigen Landwirte, die auch vor dem Hintergrund von EU-Förderungen aufgrund beispielsweise von Vieheinheiten zu sehen seien.
Aber die Stadt müsse erst gar keine Ausgleichsflächen kaufen, meint Paas, der selbst Landwirt in dritter Generation ist. Nachbarstädte wie Wermelskirchen oder Bergisch Gladbach hätten sich längst Projekten wie der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft oder der Bergischen Agentur für Kulturlandschaft angeschlossen. Diese würden die Flächen erhalten und landwirtschaftlich verträgliche Lösungen anbieten. Hierbei sei es laut Kemmann sogar möglich, dass Ersatzanpflanzungen unter deren Regie in unterschiedlichen Bereichen verwirklicht würden - auf 30Jahre hinaus.
Bürgermeister-Stellvertreter und Stadtentwicklungsausschuss-Vorsitzender Michael Baggeler (CDU) gibt zu, die Problematik anfangs mit allen politisch Beteiligten nicht gesehen, jetzt aber die "Alarmglocke der Landwirtschaft" gehört zu haben. Nun müssten alternative Ausgleichsflächen gefunden werden (beispielsweise für das Thiel-Gelände). Oftmals könnten Landwirte beispielsweise Teilstücke ihrer Wiesen an steilen Hängen nicht bewirtschaften. Auch Bachauen seien am Rande für eine pflanzliche Kultivierung sinnvoll. Und in den Wäldern könnten Fichten abgeholzt und dafür hochwertige Laubbäume angepflanzt werden. Frank Paas ist sicher: "Da ist noch so viel Potenzial."