Beruf Glasbläser: Von der Kugel zum Schwanenhals
Der Coburger Wolfgang Sinne zeigt in der Grundschule Dierath, wie man Kugeln, Schwäne und Spaßgläser herstellt.
Burscheid. Eine orangene Flamme züngelt am Glasrohr. Mit geschickten Handbewegungen dreht Wolfgang Sinne das Röhrchen und bläst so hinein, dass in der Mitte eine kleine Kugel entsteht. Die Schüler staunen. In der Aula der Grundschule Dierath lernten sie am Dienstag alles über das Handwerk eines Glasbläsers.
„Herr Sinne hatte uns angeschrieben und wir fanden, das ist eine schöne Idee“, erklärt Konrektorin Corinna Stobbe den Besuch aus Coburg. Zum Halbjahreswechsel führt die Schule verschiedene Aktionen durch. „Gestern waren wir Eislaufen und morgen kommt Lotte die Milchkuh, die mit den Kindern verschiedene Sportübungen macht.“
Beim Glasbläser lernen die Kinder etwas über die Geschichte des Glases. „Glas wurde in Ägypten entdeckt und kam dann über Italien nach Deutschland“, erklärt Sinne. Die Mischung aus Quarzsand, Asche, Kalk und Soda müsse 24 Stunden lang geschmolzen werden, bis sie weiterverarbeitet werden kann. Für seine Vorstellung hat Sinne aber schon etwas vorbereitet. Aus einem kleinen Glasrohr bläst er eine Kugel und zieht mit einem großen Schwung ein Ende nach oben. Aus dem geraden Rohr ist ein Schwanenhals entstanden. Durch die Aula geht ein Raunen.
Corinna Stobbe freut sich über die eindrucksvolle Vorführung: „Das ist ein Thema, mit dem man nicht alle Tage in Berührung kommt. Unabhängig vom normalen Sachunterricht lernen die Kinder hier, wie Glas hergestellt und geblasen wird. Das ist natürlich für uns alle etwas Außergewöhnliches.“
Wolfgang Sinne ist mittlerweile zum Spaßprogramm übergegangen. In einem doppelseitig geblasenen Scherzglas bietet er seinen jungen Zuschauern Traubensaft an. Die Kinder trinken aus, doch das Glas sieht immer noch randvoll aus. Der Trick ist eine dunkelrote Flüssigkeit, die Sinne durch den Stiel in den Zwischenraum gefüllt hat.
Für noch mehr Lacher sorgt Sinnes Pusttest. Eine Schülerin bläst in einen mit Wasser gefüllten Glasschwan und spritzt damit ihre kreischenden Klassenkameraden nass. Als der nächste Schüler an der Reihe ist, lässt Sinne eine Öffnung offen und der Junge bläst sich das Wasser selbst ins Gesicht. Die Aula tobt.
Nachdem Sinne eine Geige mit Silbernitrat versilbert hat, dürfen die Kinder hinter den Brenner. Der Glasbläser erhitzt kleine Röhrchen und Timon, Alyah, Martha und Milo dürfen pusten. Martha ist von der Vorstellung begeistert. „Ich fand das total toll, dass der da war. Und am Besten fand ich, dass ich das auch mal selber ausprobieren durfte“, sagt die Siebenjährige und dreht mit leuchtenden Augen ihre selbstgeblasene Kugel.