Brückenfest ohne Dampfloks
Müngsten: Die Belastungsfahrten verzögern sich bis Ende September, kurz vor Ablauf der gesetzten Frist. Bald müssen Ergebnisse her.
Bergisches Land. Erst zwischen dem 27. und dem 29. September überprüft die Bahn AG mit Belastungsfahrten die Standsicherheit der Müngstener Brücke. Dafür werden 140 Messpunkte in die Brückenkonstruktion eingebaut, die Daten zur Statik liefern sollen. Und es wird knapp, denn Fakt ist, dass die Bahn AG bis zum 30. September gegenüber dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) den Nachweis erbringen muss, dass die Brücke standsicher ist und Bahnverkehr gefahrlos rollen kann. Ansonsten droht eine Komplettsperrung der Brücke.
Derzeit darf die 113 Jahre alte Konstruktion auf Weisung des Bundesamtes nur mit 10 km/h überfahren werden. Güterverkehr findet schon seit Oktober vergangenen Jahres nicht mehr statt. In einer Erklärung der drei bergischen Großstädte, der Industrie- und Handelskammer (IHK) und der Bahn AG wird die weitere Vorgehensweise beschrieben. Tags zuvor hatten Bringfried Belter und Michael Käufer von der DB Netz AG Vertreter der Städte unterrichtet.
Danach hat die Bahn mit dem Eisenbahn-Bundesamt eine Vereinbarung getroffen, nach der alle Daten, die bereits bei Messungen der Lager erhoben wurden, in ein Computermodell eingegangen sind, das der Neuberechnung der Statik dient. So lassen sich am Monitor die Anforderungen an die Brücke, wie sie im täglichen Fahrbetrieb entstehen, simulieren.
Die Simulation wird dann mit den Messergebnissen bei den Belastungstests mit Lokomotiven abgeglichen. Bis dahin lässt die Bahn die 140 Messpunkte in die Brückenkonstruktion einbauen. Die so gewonnenen Daten sollen am 30. September fristgerecht dem EBA übergeben werden.
Entsprechen die Messergebnisse den Hochrechnungen der Simulation, hoffen die Bahn-Veranwortlichen, dass das Bundesamt zumindest die Einschränkungen zum Personenverkehr noch im Oktober lockert. Da der Güterverkehr erheblich höhere Belastungen für die Brücke bedeutet, wird hier von einer bis zu zwei Monate dauernden Prüfungszeit ausgegangen.
In dem Modell soll auch das Überfahren der Brücke mit historischen Dampfzügen durchgespielt werden, da die Bahn um den hohen Stellenwert des alljährlichen Brückenfests weiß. Doch ob dies in Zukunft überhaupt noch möglich sein wird, dazu könne im Moment noch keine Aussage gemacht werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der drei bergischen Großstädte.
Sicher ist jedoch bereits, dass der Zug für das Brückenfest Ende Oktober dieses Jahres leider schon abgefahren ist. Die historische Dampflok pendelt diesmal nur zwischen den Stationen Schadberg und Solingen Hauptbahnhof. Solingens Beigeordneter Hartmut Hoferichter: "Nach dem eher mühsamen Start ist mein Vertrauen in die Informationspolitik der Bahn jetzt erheblich gewachsen, zumal die Vertreter der Bahn auch bestätigt haben, dass das erforderliche Sanierungskonzept auf jeden Fall umgesetzt wird."