Burscheiderin in Passau: Das Wasser kam mitten in der Nacht
Die Burscheiderin Stephanie Hoth studiert in Passau. Mit ihrer Familie lebt sie in der vom Hochwasser betroffenen Stadt. Biber und Enten schauen ab und zu am Haus vorbei.
Burscheid/Passau. Als Stephanie Hoth abends mit ihrem Freund zu Bett ging, war die Welt noch in Ordnung. „Hier hat keiner mit einem solchen Hochwasser gerechnet, niemand war darauf vorbereitet“, sagt die 27-Jährige, die an der Uni in der niederbayerischen „Dreiflüssestadt“ Geographie studiert.
Doch zurzeit büffelt an der Hochschule niemand. „Die Studenten haben frei. Keller und Tiefgarage der Universität sind vollgelaufen, so wie die meisten Gebäude in der Alt- und Innenstadt. „Wir haben Glück gehabt, weil wir in der zweiten Reihe am Ende der Straße wohnen“, sagt Stephanie Hoth. Aber Glück und Unglück liegen häufig nah beieinander. „Gegenüber von uns mussten die Menschen mit Booten aus den Häusern geholt werden. Da mag man nur noch weinen.“
Glück gehabt hat die junge Familie auch deshalb, weil Stephanie Hoth in der Nacht zu Montag plötzlich wach wurde. Vielleicht von Geräuschen des plätschernden Wassers, das langsam aber sicher den Keller des Hauses, in der die Mietwohnung liegt, flutete. „Wir sind sofort aufgestanden und haben das Wichtigste hochgeholt.“ Fahrräder, den Kindersitz des anderthalbjährigen Sohnes Friedrich, die Waschmaschine und den Trockner. „Alles haben wir in den Wintergarten geschleppt.“
Morgens stand der Keller bis zur Decke voll Wasser. Und der Eingangsbereich ebenfalls. Für anderthalb Tage konnte die Familie nur über den Hintereingang heraus. Immerhin. Der Weg in das angrenzende Österreich war damit offen. „Dort haben wir uns Vorräte gekauft.“
Zumindest am persönlichen Eigentum hat Stephanie Hoth bislang keinen Schaden ausgemacht. Doch in vielen Geschäften und Wohnungen steht jetzt der Schlamm knöchelhoch. Und ausgelaufenes Heizöl hat sich über das Hochwasser in den Straßen verteilt. Die Zeit des großen Aufräumens hat begonnen, zerstörte Einrichtungen liegen auf den Straßen und müssen noch entsorgt werden. Das öffentliche Leben wirke momentan so wie „zwischen Krieg und Mittelalter“.
Doch der kleine Friedrich ist fasziniert von seiner neuen Umgebung. Boote tuckern durch die Straßen, wo sonst Fußgänger unterwegs sind, Enten schauen häufig am Haus vorbei und selbst ein Biber hat sich kürzlich in der Innenstadt umgeschaut.
Nur Stück für Stück kehrt das normale Leben zurück. Am Mittwoch gab es wieder Trinkwasser und Strom. „Das ist unglaublich, wie schnell das ging.“ Für stärker betroffene Freunde, die noch keinen Strom haben, wurde deshalb am Mittwoch ein Riesen-Eintopf gekocht.
Lediglich Internet- und Telefonleitungen sind noch lahmgelegt.