Burscheiderin wird bei Stadtratswahl abgewiesen
Weil sie im Verzeichnis wohl übersehen wurde, durfte Anna Schmidt nicht abstimmen.
Burscheid. Anna Dirkje Schmidt lebt seit 44 Jahren in Burscheid. Die gebürtige Niederländerin besitzt seit langem auch einen deutschen Pass. Trotzdem wird sie, als sie am Sonntag in der Stadtbücherei ihre Stimme für den Stadtrat abgeben will, vom Wahlvorstand abgewiesen.
„Da saßen drei Leute und die sagten mir, ich könnte den Stadtrat nicht wählen, weil ich nicht auf der Liste stehe“, berichtet die 90-Jährige. Statt sich beim Wahlleiter zurückzuversichern, verweigern die Helfer die Teilnahme bei der Wahl.
Anna Schmidt
„Da fühlt man sich zurückgestoßen. Ich meine doch, der Stadtrat wäre das Wichtigste. Ich hätte bei der Europawahl wählen können, aber das wollte ich nicht. Die Leute kenne ich ja alle gar nicht“, ärgert sich Schmidt. „Ich war erst ein bisschen knatschig und bin dann unverrichteterweise wieder gegangen.“ In Kaltenherberg habe sie regelmäßig gemeinsam mit ihrem Mann gewählt. Seit zwei Jahren lebt sie nun an der Hauptstraße.
Auf ihren Anruf im Rathaus reagiert am Sonntag niemand. Verwundert ruft sie ihren Sohn an, der an der niederländischen Grenze in Emmerich lebt. „Der dürfte aber auch ganz normal wählen“, erklärt Schmidt.
Am Montag kontaktiert ihr Neffe die Stadt. Kämmerer Bernhard Lentz versucht, die Panne zu erklären: „Ich denke, dass die Wählerin auf der Liste stand und der Fehler beim Wahlvorstand liegt. Je nachdem, wie viele Leute da auf einmal ankamen, kann das mal passieren — darf es aber natürlich nicht.“
Lentz verweist aber darauf, dass der restliche Ablauf gut funktioniert habe: „Ich bin froh und dankbar, dass wir Leute gefunden haben, die das gut gemacht haben. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Und wenn man bei der Wahl nur über diesen einen Fall spricht, sieht man ja, dass der Rest gut gelaufen ist. Angesichts der Tatsache, dass insgesamt etwa 25 000 Stimmzettel bewegt worden sind, relativiert sich das“, findet Lentz.
Wahlamtsleiter Holger Wilke erklärte am Dienstag im Wahlausschuss: „Wir halten den Vorfall für sehr bedauerlich.“
Laut Wilke sei die Entscheidung im Wahlbezirk 2 aber nicht kritisch gewesen, so dass eine einzelne Stimme nicht ausschlaggebend gewesen wäre. Anna Schmidt zeigt sich schließlich auch ohne ihre Stimme mit dem Endergebnis zufrieden. Persönlich hat sich die Stadt noch nicht entschuldigt.