Spannung Das Doppelgrab mitten in der Kölner Südstadt

Köln · Eigentlich wollte die Hannoveraner Kunsthistorikerin Anna Bentorp nur das von ihrer Patentante geerbte Haus in der Kölner Südstadt fit für den bevorstehenden Verkauf machen. Dafür müssen vor allem die in Vergessenheit geratenen Kellerräume saniert werden.

 Das doppelte Grab

Das doppelte Grab

Foto: Verlag/Emons

Doch schon in der Nacht, bevor die Handwerker anrücken, bekommt Anna ungebetenen Besuch von einem mysteriösen Einbrecher, der ausgerechnet den Keller als Ziel hat. Dort gibt es scheinbar nur noch wertloses Gerümpel. Die Polizei rückt an, doch der Eindringling kann über den Garten fliehen.

Als am kommenden Tag die Handwerker ins Haus kommen, steht ihnen eine Überraschung bevor. Kaum haben sie die Bodenfliesen entfernt und den Boden aufgebrochen, finden sie das Skelett eines unbekannten Toten, dem allerdings der Kopf fehlt. Die Polizei kehrt ins Haus zurück, angeführt von dem arrogant wirkenden Hauptkommissar Andrea di Luccio. Und dem ist die Kunsthistorikerin, die durch ihre Neugier immer wieder in spannende Kriminalfälle hineingerät, durchaus bekannt. Denn beide haben einen gemeinsamen Bekannten, Hans Schumann von der Kripo Hannover, der schon mehrmals mit der Hilfe von Anna schwierige Fälle gelöst hat.

Bei der Untersuchung des Kellergrabes wartet direkt schon die nächste Überraschung auf die Hausbesitzerin und die Polizisten. Denn der hinzugezogenen Experte Professor Ernst Habicht und seine Mitarbeiter entdecken unter dem ersten ein zweites Grab mit seltsamen Beigaben – drei goldene Münzen und ein Schwert. Diese weisen zurück in die frühe Römerzeit in Köln. Beim ersten Skelett bleiben die Polizei und die Gerichtsmedizin am Ball, denn es wird schnell klar, dass es sich um einen gewaltsamen Tod gehandelt hat. Passiert ist dieser Anfang der 40er Jahre. Aber auch der römische Offizier starb keines natürlichen Todes. Das weckt den Spürsinn von Anna.

Der Tod erreicht zudem die Jetztzeit. Nach einem erneuten Einbruch in der Keller, bei dem die römischen Münzen verschwinden, findet die Polizei kurze Zeit später unweit der Kranhäuser einen der Einbrecher tot am Rhein vor. Und es bleibt nicht das letzte Opfer eines mysteriösen Mörders. Anna steigt sehr zum Ärger des Kölner Kommissars immer tiefer in die eigenen Ermittlungen ein, die sie dank dem guten Erinnerungsvermögen ihrer Mutter zur Familiengeschichte ihrer Patentante Amelie und deren Mann Konrad Feldmann, einem bekannten Kunsthistoriker führen.

Dessen bester Freund, der engagierte Kölner Lokalhistoriker Jakob Feldmann, der zeitweise in Annas Haus gelebt hat, war einem mysteriösen Verbrechen aus der Römerzeit auf die Spur gekommen, dessen Auswirkungen bis ins Mittelalter reichten. Er starb noch während des Krieges – von seiner Leiche fehlt jedoch bis heute jede Spur. Unterstützt wird Anna von ihrem Freund Richard, der in einer Fernsehshow als Experte für alte Fundstücke vom Dachboden arbeitet, sowie von Kommissar Schumann, der einen der beiden Einbrecher aus Hannover kennt, und der nun die Kölner Kollegen bei den Ermittlungen unterstützt.

Auch der historische Fall wird immer interessanter: Bei der Varusschlacht wurde zwei römischen Legionen die gut mit Goldmünzen gefüllte Kriegskasse geraubt. Ein römischer Offizier, der die Täter verfolgte, wurde von diesen auf dem heutigen Kölner Stadtgebiet mit dem Schwert ermordet. Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, wurde zu Römerzeiten von einem gewissen Lucius aufgeschrieben und so für die Nachwelt bewahrt. Gefunden wird die Schrift im Jahr 1520 vom jungen Mönch Ambrosius, der im für seine Bibliothek bekannten berühmten Kölner Kloster Sankt Gallus lebt, und der das brisante Schriftstück in einem alten Schrank entdeckt und ins Deutsche übersetzt. Auch im Kloster, das unweit von Annas Haus lag, kommt es darauf zu Mordfällen, denen ein Novize und ein junger Mönch zum Opfer fallen. Ambrosius gerät in Verdacht und wird zudem von einem der anderen Mönche auch noch erpresst. Dieser ist gierig auf den goldenen Schatz aus der Römerzeit, der wohl in einer der großen Kölner Kirchen versteckt worden ist.

Der neue Krimi um die Kunsthistorikerin Anna Bentorp spielt erstmals am Rhein und bietet seinen Lesern eine spannende Reise durch verschiedene Epochen der Kölner Stadtgeschichte. Unterhaltsam und kenntnisreich verwebt die Autorin die verschiedenen Zeitstränge miteinander. Im Mittelpunkt stehen Anna und Ambrosius, die sich in ihren Zeiten mit vielen Widrigkeiten herumschlagen müssen und die trotzdem am Ende die richtigen Schlüsse aus ihrem Wissen ziehen. So entsteht ein außergewöhnlicher Kriminalroman mit historischen Bezügen, der von der ersten bis zur letzten Seite den Leser in seinen Bann zieht.

 

Margarete von Schwarzkopf: Das doppelte Grab, Emons-Verlag, 368 Seiten, 14 Euro