Denkmal heizt mit Brennstoffzelle
Heizungsbauer Bernd Kauermann war vor fünf Jahren an einem Testlauf beteiligt. Jetzt setzt er die neue Technik in seinem Privathaus ein.
Burscheid. Fünf Jahre ist es her, da war auch Burscheid am Start eines bundesweiten Praxistests für Brennstoffzellen-Heizungen beteiligt. Im Auftrag des Bundeministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sollten im Rahmen des Entwicklungsprogramms „Callux“ rund 700 Zellen installiert und im Dauerbetrieb getestet werden. Der Burscheider Heizungsbauer Bernd Kauermann machte auf Vermittlung der Stadtwerke mit und stellte seinen damaligen Betrieb in Massiefen für den Einbau der teuren Anlage zur Verfügung.
Vier Jahre lief der Prototyp an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr — nach Kauermanns Aussage komplett störungsfrei. Das Ergebnis hat ihn so überzeugt, dass er bereit war, für sein Privathaus in Dünweg nun die hohen Investitionskosten in Kauf zu nehmen. Seit rund einem Monat ist die Brennstoffzelle im Betrieb. Kauermann nimmt für sie in Anspruch, dass sie die erste Heizung ihrer Art im Bergischen ist. „Die zweite wurde allerdings schon einen Tag später in Remscheid in Betrieb genommen.“
25 000 Euro hat Kauermann dafür selbst auf den Tisch gelegt, dazu kamen noch einmal gut 4000 Euro an Fördergeld, das meiste davon staatlich, aber 800 Euro trugen auch die Stadtwerke Burscheid bei.
Hersteller ist wie beim Testlauf vor fünf Jahren die Schweizer Firma Hexis. Damals war sie noch selbstständig, heute ist sie Teil des Viessmann-Konzerns, der sich mit dem Aufkauf eine Zukunftstechnik sichern wollte.
Denn das Besondere an Brennstoffzellen ist, dass sie zugleich Wärme und Strom produzieren — und das vor Ort. Das Erdgas wird gereinigt, mit Luft vermischt und dann in der Brennstoffzelle nicht verbrannt, sondern elektrochemisch zersetzt. Dabei werden Strom und Wärme frei.
Bei einem Dauerbetrieb von 8700 Stunden im Jahr soll die Anlage so 8700 Kilowattstunden Strom erzeugen. Die Idee ist, damit die Grundlast des Haushalts zu decken und so bei entsprechender Verbreitung die Grundlastkraftwerke, die mit Braunkohle oder Atomenergie arbeiten, überflüssig zu machen. Nicht benötigter Strom wird ins allgemeine Netz eingespeist, allerdings nur zu einem verschwindend geringen Preis. „Ziel ist es, so viel Strom wie möglich im Haus selbst einzusetzen“, sagte Kauermann.
Ein Pluspunkt der erst seit Kurzem serienreifen Technik ist ihr hoher Wirkungsgrad von 95 Prozent. Bei der Produktion von Strom und Wärme gehen also nur fünf Prozent Energie verloren. Weitere Pluspunkte sind ein niedriger Schadstoffausstoß und der fast lautlose Betrieb. Das unterscheidet die Brennstoffzelle von Mikro- und Miniblockheizkraftwerken, die auch Wärme und Strom produzieren, aber über den notwendigen Motor sehr laut sind. Ein Grund, warum sie sich entgegen den Erwartungen vor einigen Jahren in Privathaushalten bisher kaum durchgesetzt haben.
Gleichwohl bleibt die Brennstoffzelle (anders als Photovoltaik und Erdwärme) allein auf den fossilen Energieträger Gas angewiesen. Den nutzt sie aber maximal umweltschonend und effizient aus. Für Kauermann der Grund, Alt und Neu zu verbinden. Die moderne Technik kommt in seinem denkmalgeschützten Haus zum Einsatz.