Der neue König war mal Häuptling
Am Wochenende haben die Schützen ihr Jubiläumsfest zum 150. Bestehen gefeiert.
Burscheid. Nach dem dritten Durchgang im Königsschießens am Sonntagnachmittag steht fest: Der neue König der Burscheider Schützen heißt Horst Noruschat. Für den 77-Jährigen ist es nicht das erste Mal, das er einen Titel verliehen bekommt. „2011 bin ich schon im Amazonas-Gebiet Häuptling eines Indianerstamms gewesen“, erzählt er.
Der ehemalige Pferdezüchter und Hobbypilot aus Sustrum im Emsland hat bereits einige Expeditionen unternommen. Als er vor drei Jahren durch den brasilianischen Regenwald paddelt, werden Mitglieder eines Indianerstamms auf ihn aufmerksam. Noruschat überlässt ihnen ihr Kanu, zum Dank ernennen sie ihn zu ihrem Häuptling. „Die hätten mich am liebsten dabehalten“, sagt er.
Im Burscheider Schützenverein ist der pensionierte Versicherungsdirektor seit sieben Jahren. Er hat in der Stadt geheiratet und danach nie den Kontakt nach Burscheid verloren. Jede Woche fährt er jetzt aus dem Emsland her, um mit den Sportschützen im Schießhaus an der Hauptstraße zu trainieren.
Am Sonntagmittag hatten bereits die Jungschützen ihren Prinzen ausgeschossen. Nach einem fast eineinhalbstündigen Wettkampf kam es zu einem Stechen, das der 19-jährige Benedict Donalies für sich entscheiden konnte. Der angehende Versicherungskaufmann ist seit sechs Jahren im Verein und begeht seine Zeit als Prinz nun im nächsten Jubiläumsjahr — 2015 gibt es die Jungschützen in Burscheid seit 60 Jahren.
Am Samstagnachmittag hatte das Wetter den Schützen nicht wie befürchtet einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber trotz des Bemühens, den Jubiläumsfestzug durch die Einladung an Schulen und Vereine aufzuwerten, fiel die Zahl der Zuschauer am Straßenrand eher spärlich aus. Eine Dreiviertelstunde waren der Bayer-Spielmannszug und Spielmannszug Rüderroth beim Platzkonzert in der Kirchenkurve zu hören, dann setzte sich der Zug in Bewegung.
Während aus den Schulen nur eine Handvoll Kinder vertreten waren, stellte die Burscheider Turngemeinde die größte der Gastgruppen. Auch der Chor Wiehbacher Echo war nicht zu übersehen.
Ansonsten zogen überwiegend wie üblich die befreundeten Schützenvereine mit, darunter die Hilgener und eine Gruppe aus Hückeswagen. Die Burscheider Schützen hatten Bürgermeister Stefan Caplan an ihre Spitze gesetzt.
Für den scheidenden Schützenkönig Gerhard Appel und Ehefrau Gabriele war es der letzte öffentliche Auftritt vor ihrem abschließenden Königsball. Von Dieter Esgen wurden sie im offenen Mercedes Cabrio durch die Innenstadt gefahren — vom Markt einmal über die Friedrich-Goetze- und Bürgermeister-Schmidt-Straße, dann via Hauptstraße zum Markt zurück und weiter zum Schützenhaus.