Kultur Die Orgel steht im Mittelpunkt

Köln · Das Kirchenmusikfestival in Köln, das in diesem Jahr vom 9. bis zum 19. September in 22 Kirchen der Stadt stattfindet, ist einzigartig in Deutschland. Seit gut zwei Jahrzehnten wird es ökumenisch von katholischen und evangelischen Kirchenmusikern veranstaltet.

Die imposante Orgel wurde 2009 in den Kirchenraum eingebaut. In der Trinitatiskirche findet das Abschlusskonzert statt.

Foto: step/Eppinger

Es geht auf das Engagement der Künstler vor Ort zurück, die sich kreatives Netzwerk zusammengeschlossen haben und die ihre Basis in der Innenstadt genauso finden wie in den Vororten der Millionenstadt.

In der elften Auflage des alle zwei Jahre stattfindenden Festivals steht die Orgel im Fokus, auch weil große Chorkonzerte zum Beispiel im Dom wegen Corona aktuell nicht möglich sind. Die Orgel wurde zum Instrument des Jahres 2021 gewählt und die Orgelmusik sowie der Orgelbau wurden von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erhoben. In Köln gibt es schätzungsweise etwa 300 Pfeifenorgeln über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Dazu kommt beim Festivalprogramm ein besonderes Jubiläum – seit 1700 Jahren gibt es jüdisches Leben in Deutschland. Erstmals belegt wurde es 321 in einer konstantinischen Urkunde in Köln.

Jüdische Orgelmusik
beim Eröffnungskonzert 

Beides verbindet sich am kommenden Donnerstag, 9. September, ab 19 Uhr beim Eröffnungskonzert in der Evangelischen Reformationskirche in Bayenthal/Marienburg an der Mehlemer/Ecke Goethestraße. Kantor Samuel Dobernecker spielt an diesem Abend „Jüdische Orgelmusik“ von Komponisten wie Louis Lewandowski, David Nowakowsky, Hans Samuel und Arno Nadel. Ein weiteres Highlight ist die große Stummfilmnacht am 18. September ab 20 Uhr in der Antoniterkirche an der Schildergasse. Dort erklingt Orgelmusik zu Filmen wie „Der Golem“ und „Das alte Gesetz“.

Am 19. September wird zwischen 13 und 16 Uhr eine musikalische Stadtführung mit dem Rad angeboten. Sie führt begleitet von Livemusik zu Orten des mahnenden Erinnerns wie dem Westfriedhof, dem jüdischen Friedhof, dem Alten Hochkreuz und dem ehemaligen Internierungslager am Sportplatz „Schwarz-Weiß“. Start und Ziel ist die Kirche St. Rochus.

Auf dem Programm stehen beim Festival auch zwei besondere Orgelnächte. Am kommenden Freitag, 10. September, findet die erste ab 20 Uhr in der romanischen Kirche St. Severin in der Südstadt statt. Bis Mitternacht gibt es hintereinander fünf Orgelkonzerte, die von Andreas Meisner vom Altenberger Dom, von Iris Rieg, von George Warren, von Gerd Schmidt und von Andreas Arand gestaltet werden.

Bei der zweiten Orgelnacht steht am 18. September ab 20 Uhr in der Basilika St. Aposteln am Neumarkt Kölns größte Orgel im Mittelpunkt. 50 Finger, fünf Organisten und zwei Perkussionisten gestalten den Abend und werden dabei auch im Quartett oder Quintett gleichzeitig auf verschiedenen Tasteninstrumenten spielen und so den gesamten Kirchenraum nutzen. Die musikalische Bandbreite reicht von Mozart und Ravel über Leonard Bernstein und Astor Piazzolla bis zu Frank Zappa.

Das Abschlusskonzert des Festivals hat am 19. September ab 18 Uhr seinen Platz in der Trinitatiskirche am Filzengraben. Es wird das einzige Konzert mit einem Chor sein, der seinen Platz unter der imposanten Orgel findet. Akteure des Abends sind der Reger Chor Köln, die Sopranistin Lorraine Pudelko und die Organistin Iris Rieg. In der Konzert- und Kulturkirche erklingen Werke von der Romantik bis zur frühen Moderne. Auch hier gibt es mit Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Louis Lewandowski Bezüge zur jüdischen Musik.

Angeboten werden außerdem zahlreiche Familienkonzerte sowie Orgelführungen für Familien und Kinder am „Tag der Orgel“ am 11. September. Dabei werden in verschiedenen Kirchen Orgelemporen besucht. Natürlich werden die imposanten Instrumente auch vor Ort zu hören sein. In der Antoniterkirche steht zudem am gleichen Tag eine Orgelschnitzeljad auf dem Programm. Auch die Orgelimprovisation nimmt im Programm des Festivals einen breiten Platz ein. Vor allem am 12. September sind in der Kirche St. Gereon ab 14.30 Uhr spontan kreierte Orgelwerke zu hören. Weitere Veranstaltungen gibt es in Vorort-Kirchen wie in Riehl, Ehrenfeld, Dellbrück, Lindenthal, Sülz und Wahn. Das komplette Festivalprogramm sowie die jeweiligen Corona-Hygiene- und Zugangsregeln sind online abrufbar unter: