Drei Projekte für die Integration

Die Stadt will Städtebau-Fördermittel vom Land beantragen. Am Dienstag soll der Hauptausschuss nicht öffentlich entscheiden.

Burscheid. 1998 wurde das neue Rathaus an der Höhestraße bezogen. Das alte Gebäude an der Bismarckstraße, die Villa Ispert, hatte damit in dieser Funktion nach 70 Jahren ausgedient. Erst gab es dort noch Beratungsbüros, 2004 zog dann die Firma Zillgen ein, die 2008 mit ihrer Gruppe schließlich das ganze Haus von der Stadt anmietete und dort das Brillengeschäft „Optic Lounge“ ansiedelte.

Seither hat sich viel getan. Für die Zillgen Medien GmbH musste Geschäftsführer Stefan Zillgen Insolvenz anmelden. Andere Firmen seiner Gruppe wie die Ivisio GmbH und die Styleselector GmbH haben ihren Firmensitz inzwischen nach Hamburg verlegt, sind im alten Rathaus aber noch mit Büros vertreten. In diesem Jahr hat jetzt die „Optic Lounge“ in Burscheid aufgehört. Auch hier gibt es in Hamburg laut Zillgen einen Neustart.

In Burscheid steht nun aber zumindest das Erdgeschoss leer. Zudem hat das Gebäude, das der Arzt Hermann Ispert 1909 bauen ließ und 1928 an die Stadt Burscheid verkaufte, einen hohen Sanierungsstau. Beispielsweise ist das Dach ziemlich marode. Für die Stadt stellt sich die Frage nach der Zukunft des alten Rathauses.

Man prüfe „mehrere Alternativen und Ideenansätze“, teilt Pressesprecherin Renate Bergfelder-Weiss dazu auf Anfrage mit. „Weitere Überlegungen hängen auch davon ab, welche Teile und ob weitere Teile des Gebäudes frei werden.“ Ein Ziel sei es, die Sanierungsnotwendigkeiten gegebenenfalls in diesem Kontext anzugehen.

Aber nach BV-Informationen gibt es auch bereits Ideen, die sich nicht nur auf das alte Rathaus beziehen und verbunden sind — wie könnte es in Burscheid anders sein? — mit möglichen Fördergeldern.

Diesmal geht es um das im vergangenen Dezember vom Land aufgelegte Sonderprogramm „Hilfen im Städtebau für Kommunen zur Integration von Flüchtlingen“. Es ist 72 Millionen Euro schwer und soll beispielsweise Neubau, Umbau oder Modernisierung von Kitas, Jugendtreffs, Schulen und Sporteinrichtungen unterstützen. Bis zum 19. Februar musste man sich bewerben, auch die Nachbarstadt Wermelskirchen hat ein Projekt eingereicht.

Seitens der Stadt Burscheid waren es gleich drei. Das ist zum einen das alte Rathaus. Hier könnte die Nähe zu den benachbarten Schulen für eine Bildungseinrichtung genutzt werden mit Schwerpunkt Integration.

Eine zweite Idee bezieht sich auf eine Begegnungsstätte für die Flüchtlingsarbeit, wie sie mit dem Tricafé schon in die Wege geleitet wurde. Sollten tatsächlich Fördergelder fließen, schwebt der Stadt vor, sich damit womöglich um das ehemalige Schuhhaus Kramer am Markt zu bemühen und das Tricafé dorthin zu verlagern.

Schließlich dreht sich eines der vorgeschlagenen Projekte noch um den Hilgener Sportplatz. Auf der Kuno-Hendrichs-Anlage wäre oberhalb des Kunstrasenplatzes noch genügend Fläche für ein Fußballkleinfeld.

Um die Frist zu wahren, hat die Stadt die Projektvorschläge bereits bei der Kölner Bezirksregierung eingereicht. Am kommenden Dienstag soll nun der entsprechende politische Beschluss für die Antragstellung fallen. Dafür wurde wieder eine Sondersitzung des Hauptausschusses angesetzt. Die Beratung erfolgt nicht öffentlich.

Sollte seitens der Fraktionen grünes Licht kommen, hängt das weitere Vorgehen selbstredend von der Frage ab, ob die Mittel auch tatsächlich bewilligt werden. 72 Millionen Euro klingt viel. Aber es gibt in NRW auch knapp 400 Städte und Gemeinden.