Ein bunter Blick in die Nachkriegsjahre

Am Megefon fand der sechste Rockabilly-Flohmarkt statt und bot eine Zeitreise in Sachen Kleidung, Stil und Musik.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Zeitreise in die Vergangenheit gefällig? Auf dem Gelände rund ums Megafon war am Sonntag dazu Gelegenheit. Da waren sie zu bestaunen: die Kleider, die Schuhe, die Möbel, die Accessoires, die nach den mageren Weltkriegsjahren dem Alltag der Überlebenden wieder Farbe gaben. Bereits zum sechsten Mal verwandelte der Rockabilly-Trödelmarkt die Räume und die Fläche um das Megafon in ein buntes, lebendiges Bild der Vintage-Szene. Susanne Frenzel unterstützt mit ihren Helfern dieses jährliche Nostalgie-Fest der Megafon-Organisatoren.

Einer der insgesamt vierzig Aussteller war Jane Kirykowitsch. Sie und ihr Team nahmen die über 500 km aus Nord-Mecklenburg-Vorpommern gerne „unter die Räder“. Kirykowitsch sammelt bevorzugt Möbel, Kleidung, Lampen aus DDR-Zeiten und hat auch ihre Tochter Amy (5) mit dem Virus der vergangenen Mode angesteckt. Dass die interessant gestylte Mama aber auch aktuelle Probleme im Auge hat, zeigt der speziell gestaltete Bildkalender, dessen Erlös hilft, bedürftige Rentner zu unterstützen.

Petticoats, Stöckelschuhe und greller Modeschmuck waren auch bei John und Hajat Joyce zu finden. Wo finden die beiden aber die außergewöhnlichen Stücke? „Wir sind seit 30 Jahren auf europäischen Antikmärkten unterwegs, auch in New York. Als Nachkomme irisch-sudetischer Eltern habe ich lange in England gelebt und dort meine Textilkenntnisse erworben. Seit 1978 wohnen wir in Köln-Holweide und bedienen dort einen großen Kreis Nostalgiefans. Ehepaar Joyce gehört sozusagen zum Stamm der Teilnehmer am Burscheider Trödelmarkt. Unter den Blickfängern auf seinem Stand war ein flacher Damenhut in pink mit einem breiten Rand aus winzigen Textilblüten. Getragen wurde dieses Original-Sonntagsprunkstück vor etwa 80 Jahren.

Aus Luxemburg kamen zum zweiten Mal Aloyse Schumacher und Karin Heirens. Karin: „Unsere Wohnung entspricht in allen Einzelheiten der Wohnkultur der 50er Jahre. Wenn unsere Nachbarn über uns reden, heißt es meist: Dürfen wir Ihr Museum einmal besichtigen?“ Trotzdem betreuten die beiden keinen eigenen Stand, sondern waren aus Lust an der Szene mit weiteren Gästen als Besucher des Trödelmarktes mit einem ihrer kostbarsten Besitztümer angereist: ein hellblauer Cadillac, Baujahr 1966.

Aus Kaarst bei Neuss hatten sich Natalie und Tommi Kreuter zum dritten Mal als Trödelmarkt-Teilnehmer beworben. Mit praktischer Marlene-Dietrich-Hose und schulterlangen gelb-orangefarben Locken hatte Natalie ihren eigenen Vintage-Style kreiert. Das Ehepaar findet die originellsten Stücke, wenn sie auf ihren USA-Reisen die Secondhand-Märkte und -Läden besuchen. „In Amerika gibt es größere Möglichkeiten, wirklich Originale zu entdecken.“

Neben den bunten Dingen für Augen und Hände gab es am Sonntagnachmittag auch Nostalgisches für die Ohren am Megafon. Die Band Sunset-Boppers aus Köln-Wesseling gehört ebenfalls seit sechs Jahren zum Programm des Rockabilly-Trödelmarkts. Mit Contrabass, Gitarren, Mund-Harfe, Saxofon, Schlagzeug und anderen Rhythmus-Teilen fühlen sie sich komplett im Beatle-Sound. Die Musik der 40er bis 60er Jahre bietet ihnen dabei reichlich Stoff für ihr Repertoire.