Spannung Ein Kölner Polizist mit Leib und Seele

Köln · 40 Jahre war Volker Lange als Polizist in Köln tätig. Zehn Jahre leitete er als Polizeidirektor die Inspektion Köln-West in Ehrenfeld. In seiner langen Karriere war Lange Streifenbeamter, Motorradpolizist, Zivilfahnder, Leiter bei der Bereitschaftspolizei und Kommandoführer eines SEKs.

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Foto: Verlag/Lempertz

Der 60-Jährige kennt so alle Facetten der Polizeiarbeit.

In seinem Buch „Mittendrin“ blickt er gemeinsam mit dem Polizeireporter Tim Stinauer zurück auf Einsätze, die ihn im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte besonders geprägt haben. Es gab viele traurige und bristante, aber auch manch skurrile Einsätze im Berufsleben von Volker Lange. Im Buch spricht er offen über die Gefühle eines Polizisten, über die Last der Verantwortung bei Einsätzen und über Dinge wie Schuld, Angst und Fehlentscheidungen.

Insgesamt 19 besondere Einsätze finden sich in dem bei der Edition Lempertz erschienen Buch wieder. Dazu gehört der Einsturz des Stadtarchivs an der Severinsstraße. Dieser bedeutete für die Kölner Polizei einen der größten Einsätze in ihrer Geschichte. Dabei hatte der 3. März 2009 eigentlich gut begonnen – in der Nacht konnten seine Kollegen auf den Ringen 17 Rocker festnehmen und so einen großen Erfolg verbuchen. Als Inspektionsleiter wurde Lange am frühen Nachmittag über einstürzende Häuser am Waidmarkt informiert. Schnell eilte er zum Unglücksort. Dort boten sich Lange Bilder, die er bis heute nicht vergessen kann. In Erinnerung geblieben sind ihm beispielsweise noch die 700 Betonmischer, die mit ihrer Ladung die Einsturzstelle absichern sollten. Auch das Verkehrschaos rund um den Waidmarkt, das die Polizei in den Griff bekommen musste, um den Rettungskräften den Weg freizumachen, hat er nicht vergessen.

Zu den prägenden Einsätzen gehört außerdem ein Einsatz im Sommer 1995. Damals musste Lange als SEK-Kommandoführer mit seinem Team nach dem Zugriff bei einer Geiselnahme in einem Bus für Stadtrundfahrten die Passagiere evakuieren. Da kamen beim Kölner Polizisten die Erinnerungen an das Geiseldrama von Gladbeck im Jahr 1988 hoch, bei dem sich die Geiselnehmer mitten in der Kölner Innenstadt mit ihren Opfern den Medien präsentierten. Damals war Lange Hospitant beim SEK. An viele solcher Einsätze kann sich der Kölner noch absolut detailgenau erinnern, was ihm den Spitznamen „Das Archiv“ eingebracht hat.

In dem sehr persönlichen Buch blickt Lange auf seine vielen Einsätze im Kölner Stadion bei den Heimspielen des FC zurück und erinnert sich auch an brutale Attacken von Hooligans und Ultras, wie die von 2014, als ein 40-Jähriger am Rudolfplatz lebensgefährlich verletzt wurde.

Dazu kommen die Einsätze beim Karneval, bei dem die Stadt regelmäßig in einen Ausnahmezustand gerät. Auch am Dom waren Lange und seine Kollegen häufiger im Einsatz, wie beim Gottesdienst im April 2015, wo die gesamte deutsche Staatsspitze gemeinsam mit den Vertretern anderer europäischer Länder den Opfern des Ansturzes eines Germanwings-Flugzeuges in den französischen Alpen gedenkt. Auch in seiner Freizeit handelt Lange als Polizist. So ist er privat mit dem Rad in der Innenstadt unterwegs, als er bemerkt, wie drei Männer in einer Altstadtgasse auf ihr wehrloses Opfer einschlagen. Der Kölner zögert nicht lange, steigt vom Rad und kommt dem verletzten Mann zur Hilfe - am Ende klicken die Handschellen für das Schlägertrio.

Ein Stück Stadtgeschichte
in 19 Polizeieinsätzen

Die 19 Einsätze über die Volker Lange berichtet, zeigen wie vielfältig, aber auch wie herausfordernd und gefährlich die tägliche Polizeiarbeit in einer Großstadt wie Köln sein kann. Berichtet wird immer aus der persönlichen Perspektive des erfahrenen Polizeibeamten. Der Leser begegnet ihm in den Texten hautnah und hat das Gefühl, unmittelbar vor Ort gewesen zu sein. So entsteht ein spannendes Werk, das im Erinnern eines Polizisten auch ein Stück Kölner Stadtgeschichte widerspiegelt.

 

Volker Lange/Tim Stinauer: Mittendrin: ein Kölner Polizist erzählt, Lempertz, 208 Seiten, 12,99 Euro