Spannung & Humor „Die Rolle ist wie ein Sechser im Lotto“

Köln · Heute Abend startet die neue Staffel der ARD-Fernsehserie „Rentnercops“ (immer mittwochs ab 18.50 Uhr). Die Hauptrollen im beliebten Vorabendkrimi wurden mit den Schauspielern Bill Mockridge und Hartmut Volle neu besetzt.

Bill Mockridge (r.) und Hartmut Volle übernehmen ab heute die Hauptrollen der ARD-Fernsehserie „Rentnercops“.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Gedreht wurde die Serie drei Monate lang in Köln. Im Interview sprechen die beiden Protagonisten über ihre Rollen und die gemeinsamen Dreharbeiten am Rhein.

Wie fühlen Sie sich als neue Rentnercops?

Bill Mockridge: Für mich sind die „Rentnercops“ wie in Sechser im Lotto. Als ich nach 25 Jahren bei der „Lindenstraße“ aufgehört habe, dachte ich, dass sich irgendwann wieder ein neues Türchen für mich öffnen wird. Dann kam unsere Mockridge-Familienserie, aber ich habe mir auch wieder eine Aufgabe als Schauspieler gewünscht. Dann kam der Anruf von den „Rentnercops“, der mich an der Holzhütte in Kanada erreicht hat. Ich habe mich direkt ins Flugzeug gesetzt und bin nach Deutschland gekommen. Schon beim Vorsprechen hat bei uns beiden die Chemie gestimmt und wir hatten reichlich Spaß. Das war jetzt auch bei den Dreharbeiten so. Es ist toll, in so einer Serie miteinander zu spielen.

Hartmut Volle: Ich bin noch etwas jünger und erst seit anderthalb Jahren in Rente. Die Serie mit Tilo Prückner und Wolfgang Winkler habe ich immer gerne geschaut. Der Tod der beiden hat mich sehr getroffen. Als klar war, dass die Serie weiterläuft, habe ich mich über meine Agentur für eine der beiden Rollen beworben. Nach der Zusage habe ich groß beim Italiener gefeiert. Es ist eine große Herausforderung, in die Fußstapfen der beiden zu treten, aber auch ein ganz großes Glück in der Serie diese Rollen übernehmen zu können. 

Welche Beziehung haben Sie als Schauspieler zu TV-Krimis?

Mockridge: Ich habe immer gesagt, wenn ich gefragt worden bin, was ich als Schauspieler noch gerne machen würde, dass ich gerne eine Rolle als Kommissar beim Tatort übernehmen würde. Dabei passen die „Rentnercops“ jetzt noch besser zu mir als der Tatort. Die Serie beruht auf drei Säulen, dem spannenden Krimi, der Comedy und der Familie, die Hartmut in seiner Rolle verkörpert. Das ist noch reizvoller zu spielen, als beim Tatort der Kommissar zu sein.

Volle: Ich war 13 Jahre lang als Spurensicherer der KTU in der zweiten Reihe beim Tatort und habe dort mit tollen Kollegen und Regisseuren zusammengearbeitet. Ich bin mit echten Polizisten auf Streife gegangen, um etwas aus ihrem Alltag zu erleben und mit in die Rolle nehmen zu können. Jetzt diese Hauptrolle bei den „Rentnercops“ zu spielen, macht mir viel Freude. Es ist toll, wie unterschiedlich unsere Rollen sind und wir uns deshalb als Rentnercops aneinander reiben. Daraus kann man als Schauspieler sehr viel machen. Mir gefällt die Mischung aus Spannung und Komödie. Das Ganze muss man aber auch mit Niveau spielen. Wir streifen deshalb auch immer wieder gesellschaftliche Themen und versuchen so unsere Zuschauer besser mitzunehmen. 

Welche Bedeutung hat so einer Serie in einer immer älter werdenden Gesellschaft?

Mockridge: Die „Rentnercops“ sind gerade in der heutigen Zeit reizvoll, weil sie zeigen, wie energiegeladen und kreativ ältere Menschen sein können. So mancher Rentner wird da neidisch auf die beiden alten Ermittler, die reaktiviert worden sind. Wir sind aber auch moderne Kommissare und können mit Computern und Instagram umgehen. Alles passiert vielleicht etwas langsamer, aber modern sind wir trotzdem. Da stellen wir auch Vorbilder für diese Generation dar.

Volle: Es gibt auch überraschend viele junge Leute, die die „Rentnercops“ gut finden. Mit der Serie zeigen wir, dass man mit 65 noch nicht zum Schrott gehört. Da geht es auch um in Lebensgefühl. In meiner Rolle dreht sich alles um einen Jungrentner, der sich seine Rentenzeit ganz anders vorgestellt hat. Er hat es zu Hause täglich mit Mülltrennung, dem Abwasch und dem Staubsauger zu tun, den er hasst. Für ihn ist die Arbeit am Schreibtisch oder auf Streife viel vertrauter und angenehmer. 

Mit Aaron Le haben Sie auch einen echten Polizisten als Kollegen in der Serie.

Mockridge: Ja, er wird für die Dreharbeiten als Polizist beurlaubt. Normalerweise ist er als Personenschützer im Einsatz. Das, was er von seiner Arbeit erzählt, ist für uns sehr spannend. Es ist toll, ihn bei der Serie dabei zu haben. 

Welche Veränderungen gibt es durch die neuen Protagonisten bei den „Rentnercops“?

Mockridge: Die Konstellationen und Strukturen haben sich durch uns nicht verändert. Das Konzept funktioniert und die Zuschauer lieben es. So wird Vicky Adam als Hauptkommissarin von den beiden Alten immer noch respektvoll auf den Arm genommen und der Polizeipräsident bleibt extrem nervig. Da wollte man das Erfolgskonzept auf jeden Fall beibehalten.

Volle: Unsere Figuren sind aber trotzdem völlig neu und keine Doubletten unserer Vorgänger. Wir füllen diese als Schauspieler mit Leben. Das funktioniert bei den ersten acht neuen Folgen sehr gut. Wir sind von der Stammbesetzung toll aufgenommen worden. Bill glaubt als Bielefelder noch an die großen Ideen der Protestbewegung der 68er. Für Schmitz als Familienmenschen sind eher Kompromisse die Lösung. Beide sind in Sachen politische Einstellung und Temperament sehr unterschiedlich, was auch den Reiz ausmacht. 

Wie nahe sind Ihnen Ihre Rollen?

Volle: Ich bin privat eher der Typ Bielefelder. Ich kenne die Hausbesetzerszene und habe in Brokdorf noch protestiert. Jetzt genau das Gegenteil zu spielen, finde ich sehr spannend. Da darf ich als Mainstream-Mensch Bill immer seine alten Phrasen vorwerfen. Er ist in seiner Rolle ein einsamer Wolf, der sich mit sozialen Kontakten schwertut.

Mockridge: Dabei bin ich privat genau das Gegenteil. Ich habe sechs Kinder, mit denen ich täglich telefoniere, eine temperamentvolle Frau und einen Hund. Privat bin ich extrem familienorientiert. Genau das Gegenteil bei einem gesamten Drehtag zu spielen und zu halten, ist sehr reizvoll, aber auch eine echte Herausforderung. 

Wie ist es für Sie, in Köln zu drehen?

Mockridge: Bei der „Lindenstraße“ waren wir zu 85 Prozent im Studio, jetzt sind wir ständig auf Außendrehs. Da geht es beim „Mafiafall“ zum Mülheimer Hafen und man steht mitten im November morgens um 7 Uhr bis zur Hüfte im Rhein. Dazu kommen Szenen in der Innenstadt oder in fremden Privathäusern. Das macht mir reichlich Spaß, auch weil man von den Leuten rund um den Drehort so toll aufgenommen wird.

Volle: Ich kannte Köln bislang nicht von Dreharbeiten oder dem Theater. Da war ich mehr in Berlin und dem Saarland unterwegs. Jetzt haben wir drei Monate in Köln gedreht. Die ersten sechs Wochen im Kommissariat und dann bei den Außendrehs. Es ist eindrucksvoll, morgens um 6 Uhr am noch dunklen Dom vorbeizufahren und dann kurze Zeit später am Rhein zu stehen. Mir gefällt es, die Stadt auf diese Weise kennenzulernen.