Erstes Erdferkel für den Kölner Zoo
Himba fühlt sich in ihrer neuen Heimat am Rhein sehr wohl. Bald soll noch ein weiteres Tier nach Riehl kommen.
Köln. Es ist ein ungewöhnliches Tier, das da am Donnerstagnachmittag in seiner Schlafecke im Hippodom des Kölner Zoos erwacht. Große Ohren, ein kleiner Rüssel und mächtige Krallen sind die markantesten Kennzeichen von Erdferkel-Dame Himba. Zum Frühstück gibt es für den neuen Bewohner eine Portion Brei, die gierig verschlungen wird.
Danach würde Himba am liebsten wieder eine Runde schlafen, doch an diesem Tag sind die Fotografen zu Gast, da heißt es noch eine Runde durchhalten. Aktiv wird Himba auch nachts, um dann am Morgen, wenn Zweibeiner zur Arbeit müssen, wieder das nächste ausgedehnte Schläfchen zu genießen. Bekannt sein dürfte das außergewöhnliche Tier von der Comicfigur „Blaue Elise“, die nach dem Vorbild der Erdferkel kreiert wurde.
Die Erdferkel-Dame ist ab sofort für die Besucher im Hippodom zu sehen. Himba kam am 21. Juli aus dem Zoo im britischen Chester nach Köln. Sie ist mit fast sieben Jahren und 45 Kilogramm Körpergewicht ausgewachsen. Geboren wurde Himba im niederländischen Burgers Zoo. Mit zwei Jahren zog sie nach Chester um und lebte dort viereinhalb Jahre.
Himba hat sich gut in Köln eingewöhnt. Sie lässt sich von den Tierpflegern leiten und manchmal auch anfassen. Ursprünglich sollte der Kölner Zoo ein weiteres Erdferkelweibchen für die vorläufige gemeinsame Haltung erhalten. Dies hat sich allerdings aufgrund der Niederkunft des dafür avisierten Tieres vorerst zerschlagen. Der Kölner Zoo wird langfristig vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm ein weiteres Erdferkel anvertraut bekommen.
Erdferkel sind in jeglicher Hinsicht sehr ungewöhnliche Tiere. Als einzige Vertreter einer eigenen Ordnung und Familie der Säugetiere, der sogenannten Röhrenzähner, sind sie in ihrer Verbreitung auf den afrikanischen Kontinent beschränkt. Dort bewohnen sie mit Ausnahme von reinen Wüsten und Hochgebirgen alle terrestrischen Lebensräume.
Mit ihren ungeheuer kraftvollen und schaufelartig bekrallten Vorderbeinen graben sich Erdferkel mühelos in Termitenbauten und Bodennester von Ameisen, von denen sie sich hauptsächlich ernähren. Durch ihren hervorragenden Geruchssinn finden sie ihre Beute, wobei lange Haare in den schlitzförmigen Nasenöffnungen der langgezogenen Schnauze gegen das Einatmen von zu viel beim Graben anfallenden Staub schützen. Einmal freigelegt, lecken Erdferkel die Ameisen und Termiten zu Tausenden mit ihrer 30 Zentimeter langen und klebrigen Zunge auf.
Das Erdferkel ist ein kompakt gebautes Tier, das einen kräftigen Leib mit markant aufgewölbtem Rücken, einen verhältnismäßig kleinen Kopf und einen langen, fleischigen Schwanz besitzt. Die Ohren sind tütenförmig und ihre Körper größtenteils nur leicht behaart. Dies hat ihnen den Vergleich zu Schweinen eingebracht. Erdferkel sind jedoch eher mit Elefanten, Seekühen, Schliefern und Rüsselspringern verwandt als mit den Paarhufern.
Die Tiere sind im Freiland meistens allein lebend und nachtaktiv, lassen sich aber im Zoo auf Aktivitätsphasen am Morgen und am Abend lenken und in kleinen Gruppen halten. Im Freiland schlafen Erdferkel tagsüber in selbst gegrabenen Erdhöhlen. Im Zoo schlafen sie in einer künstlich gebauten Höhle mit Besuchereinblick durch eine Scheibe. Der Kölner Zoo bereitet seinem Erdferkel breiähnliches Futter. Es besteht aus einer angereicherten Pulvermischung, die beispielsweise auch die Großen Ameisenbären erhalten. In Deutschland werden nur in drei weiteren Zoos Erdferkel gehalten — in Berlin, Frankfurt und Saarbrücken. Erdferkel können in Zoos bis zu 30 Jahre alt werden.