Es wird eng für die Feuerwehr
Bürgermeister Stefan Caplan und Feuerwehrchef Achim Lütz gehen gemeinsam auf Kontrollfahrt durch Burscheid.
Burscheid. „Nichts geht mehr, wir stecken fest“, sagt Fahrer Rüdiger Brock, als er mit seinem großen Feuerwehrfahrzeug die reichlich enge Straße in Hamberg passieren will. Mit Blaulicht und Martinshorn macht er den Falschparker darauf aufmerksam. Dem folgt die Durchsage: „Achtung, hier spricht die Feuerwehr, sie blockieren einen Rettungsweg.“
Lange dauert es nicht, bis der Wagen aus dem engen Kreuzungsbereich entfernt wird. Und es gibt reichlich Ausreden: „Eigentlich parke ich immer wo anders und das ist ja nicht der übliche Weg der Feuerwehr hier. Ich bin hier geboren und hier ist noch nie etwas passiert.“
Für Fahrer Brock ist die Situation mehr als ärgerlich — wäre dies eine Einsatz- und keine Kontrollfahrt gewesen, hätten er und seine Kollegen von der freiwilligen Feuerwehr in Burscheid durch die ganze Aktion viel Zeit verloren. 2,50 Meter ist das große rote Fahrzeug breit und etwa zehn Meter lang.
Da werden viele Ecken in Burscheid schon ohne Falschparker ziemlich eng. „Die Autos müssen so parken, dass die Straße auf einer Breite von drei Metern frei bleibt. Aber gerade abends ist dies in Wohngebieten oft nicht der Fall“, erklärt Feuerwehrchef Achim Lütz, der gemeinsam mit Bürgermeister Stefan Caplan zu einer Kontrollfahrt durch die Stadt eingeladen hat. „Es geht uns nicht darum, Knöllchen zu verteilen. Wir möchten, dass die Leute verstehen, worum es geht. Es geht im Notfall um ihr eigenes Leben“, sagt Caplan. So werden auch keine Strafzettel vergeben, sondern Hinweisschilder für die Fahrer, die mit ihren Wagen wichtige Rettungswege blockieren.
Achim Lütz, Feuerwehrchef
Wenn ein Auto die Fahrbahn so blockiert, dass die ehrenamtlichen Retter nicht mehr durchkommen und kein Fahrer zu finden ist, versuchen die Einsatzkräfte mit Muskelkraft das Fahrzeug so weit wie möglich zur Seite zu schieben beziehungsweise zu rütteln. „Oft geht es da nur um wenige Zentimeter. Im äußersten Notfall muss ein Fahrzeug auch Schäden am abgestellten Wagen riskieren, um zu einem Brandort zu kommen. Und wenn überhaupt nichts mehr möglich ist, müssen wir Schläuche verlegen, um ein Feuer löschen zu können“, erläutert Lütz.
An diesem Abend fällt die Bilanz besser aus, als der Bürgermeister und der Feuerwehrchef dies erwartet haben. So kommt Fahrer Rüdiger Brock gerade im Wohngebiet am Griesberg gut voran. „Da hatten wir bei der letzten Kontrollfahrt deutlich mehr Probleme. Damals sind wir zudem an einer Ecke der Stadt festgesteckt, an der wir das nicht vermutet hätten — da ging auf der Hauptstraße in Burscheid auf Höhe der Stadtbücherei nichts mehr“, erinnert sich Stefan Caplan.
Eng wird es bei der abendlichen Tour an vielen Stellen — da zahlt es sich aus, dass mit Rüdiger Brock ein erfahrener Fahrer am Steuer sitzt und sicher sein 14 Tonnen schweres Fahrzeug durch das 27 Quadratkilometer große Stadtgebiet lenkt. Seit 1981 ist er bei der freiwilligen Feuerwehr in Burscheid. Von der Wache muss er acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort sein — Anfahrt und Umkleiden der ehrenamtlichen Einsatzkräfte inklusive.
„Ein Müllwagen bekommt da mehr Aufmerksamkeit als dies bei uns der Fall ist. Der kommt immer am gleichen Tag und da ist dann alles frei“, sagt Lütz, als gerade wieder ein blaues Auto an der Adolf-Kolping-Straße die Weiterfahrt unmöglich macht. „Das ärgert mich, dafür habe ich kein Verständnis“, sagt der Fahrer, bevor er das Martinshorn anschaltet und seine Durchsage macht. Auch hier kommt der Fahrer schnell zu seinem Wagen und findet genauso schnell einen regulären Parkplatz.
Was jetzt relativ stressfrei abläuft, kann im Rettungseinsatz schnell massiven Stress für alle Beteiligten bedeuten. „So mancher parkt am liebsten aus Bequemlichkeit direkt vor seiner Haustür. Und viele Haushalte haben inzwischen zwei Wagen“, erklärt Achim Lütz, warum es gerade in den kleinen Wohngebieten der Stadt immer wieder Probleme für die Lebensretter von der Burscheider Feuerwehr gibt. „Bis jetzt ist noch immer alles gut gegangen, aber das muss nicht immer so sein“, appelliert er an die Burscheider, sich beim Parken mehr Gedanken über freie Rettungswege zu machen.