Schnütgen Forschung für den „Sprayer von Zürich“

Köln · Ein lange bekanntes Graffito an der Westfassade von St. Cäcilien, der Museumskirche des Museum Schnütgen, stammt von dem Schweizer Gegenwartskünstler Harald Naegeli. Die Spray-Aktion von 1980 wurde schon bald als Kunst erkannt, was dem ehemaligen Schnütgen-Direktor Anton Legner und dem langjährigen Direktor des Kölnischen Kunstvereins, Wulf Herzogenrath, zu verdanken ist.

Der „Totentanz“ am Museum Schnütgen steht unter Denkmalschutz.

Foto: Raimond Spekking

Anfang der 1980er Jahre hinterließ der „Sprayer von Zürich“ illegal hunderte Spraybilder von Skeletten und Todessymbolen auf Kölner Fassaden. Die meisten davon sind bereits nach kürzester Zeit wieder entfernt worden und heute verloren. Der „Totentanz“ am Museum Schnütgen, der 1989 durch den Künstler zum 150. Geburtstag des Kölnischen Kunstvereins und zum Abschied seines Direktors Wulf Herzogenrath erneuert wurde, steht unter Denkmalschutz.

Das Museum Schnütgen widmet dem Züricher Künstler nun eine neue Forschung. Anlass dafür ist sein jüngst dem Museum geschenktes, noch unbearbeitetes Konvolut von 71 Arbeiten auf Papier.

Seit dem 1. August widmet sich die Kunsthistorikerin Erchen Wang als wissenschaftliche Forschungsvolontärin Naegelis Arbeiten, die konkrete Zeichnungen zum Thema Tod und Vergänglichkeit, aber auch Arbeiten der Werkgruppe der mythischen Urwolke umfassen. Während ihres zweijährigen Volontariats wird Wang die Arbeiten von Naegeli innerhalb eines studentischen Projekts in verschiedenen Kontexten diskutieren sowie in einer Präsentation einem breiteren Publikum zeigen. Dabei soll auch der inhaltliche Bezug zum Museum Schnütgen und den hier gezeigten mittelalterlichen Objekten eine Rolle spielen sowie das Thema des Totentanzes in einem zeitlich und die Gattungen übergreifenden Sinn im Zentrum stehen.

Wang, die ursprünglich aus China kommt und ab 2010 in Deutschland studierte, schloss ihr Masterstudium an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit über die Künstlergruppe „Clara Mosch“ aus Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, ab. Ihre bisherige Forschung konzentriert sich auf den Bereich von Kunst des Widerstands in der DDR. Die Herausarbeitung der interessanten Verbindung zur gleichzeitigen und mit einer vergleichbaren politischen Stoßrichtung durchgeführten revolutionären Spray-Kunst Naegelis war eine wesentliche Motivation Wangs, das Volontariat in Köln anzutreten.

Das Volontariat ist Teil des innovativen Förderprogramms „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“, mit dem das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen seit 2020 die Kunst- und Kulturmuseen in ihren Kernaufgaben - dem Sammeln, Bewahren und Erforschen - unterstützt. Zu diesem Zweck stärkt das Programm einerseits das individuelle Profil der beteiligten Museen und unterstützt andererseits die wissenschaftliche Ausbildung junger Nachwuchswissenschaftler am Museum sowie ihre Vernetzung innerhalb der sogenannten ‚scientific community‘.