GdP spricht von Personalnotstand
Gewerkschaft fordert Erhöhung der jährlichen Einstellungszahlen.
Rhein.-Berg. Kreis. Erst in der vergangenen Woche hatte der BV über die Arbeitssituation des Burscheider Bezirksbeamten Ralf Heider berichtet, der seit Jahren praktisch ohne zweiten Kollegen arbeitet, obwohl die Stelle eigentlich besetzt ist.
Kein Einzelfall in der Kreispolizeibehörde: Krankheitsbedingt, durch Elternzeit, Mutterschutz oder Ausbildung zum gehobenen Dienst fallen kreisweit 16 Polizeibeamte längerfristig und zum Teil auf nicht absehbare Zeit aus.
Im Rahmen einer landesweiten Offensive der Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Kreisgruppe Rhein-Berg in dieser Woche auf die Personalsituation der Kreispolizei mit ihren derzeit knapp 410 Mitarbeitern gemacht. Nach Berechnungen der Gewerkschaft fehlen bis 2020 in Rhein-Berg 17 Polizeikräfte, wenn es bei den derzeitigen landesweiten Einstellungszahlen bleibt, die die ruhestandsbedingten Lücken nicht schließen könnten.
„Und die Zahlen sagen noch nichts darüber aus, wie viele Kollegen nachher wirklich in den Behörden ankommen“, sagt Polizeihauptkommissar Jürgen Weber, Vorstandsmitglied der GdP-Kreisgruppe Rhein-Berg. So seien vor Jahren von 1100 Einstellungen in Nordrhein-Westfalen am Ende 850 übriggeblieben, weil es zum Beispiel viele Ausbildungsabbrüche gebe.
Auf die Zahl der neuen Kollegen habe die Kreispolizeibehörde keinen Einfluss. „Das wird vom Land entschieden.“ Belastungsbedingte Kräfteverteilung nennt sich der Prozess, der die neuen Polizisten je nach Bedarf verteilt. Behörden, die gut arbeiteten, geringe Fallzahlen und hohe Aufklärungsquoten hätten, würden dabei im Grunde bestraft, so Gewerkschafter Weber. Zwar habe es in Rhein-Berg bisher keinen Stellenabbau gegeben. „Aber fünf Stellen konnten aktuell nicht wieder besetzt werden.“
Die GdP entwirft das Szenario, dass perspektivisch nicht mehr alle Streifenwagen besetzt werden könnten oder Standorte im Kreis gefährdet seien. Das Ziel der landesweiten GdP-Initiative: Die Einstellungszahlen in NRW sollen von derzeit 1400 auf 1700 erhöht werden und schon im laufenden Jahr um mindestens 100.