Gelebte Bräuche führen durch das ganze Jahr
Ob Karneval oder Allerseelen — die Festtage bestimmen als Grundpfeiler die Identität der Menschen.
Köln. „Bräuche sind die Grundpfeiler unserer Identität. Mit dem neuen Büchlein möchten wird die Wahrnehmung schärfen“, sagt der stellvertretende Direktor des Kölnischen Stadtmuseums und Geschäftsführer der Freunde und Förderer des kölnischen Brauchtums, Michael Euler-Schmidt.
In seinem gerade im Marzellen-Verlag erschienenen Titel „Bräuche in Köln gelebt“ stellt er als Autor zweimal elf Bräuche dem Leser vor und fordert die Menschen auf, diese innerhalb der Brauchgrenzen über das Jahr mit multikultureller, kölscher Mentalität zu pflegen und zu feiern. Vielleicht sei der „Kölnische Planet“ gerade wegen seiner Vielfalt, Eigenart und Widersprüche dafür ein beispielhafter Ort. „Die zweimal elf Bräuche sind wie eine Uhr der Zeit“, erklärt Euler-Schmidt.
Gerade sind mit Allerheiligen und Allerseelen zwei katholische Feiertage vergangen, bei denen es Brauch ist, die Verstorbenen auf dem Friedhof zu besuchen und deren Gräber schön zu richten, auch wenn es sonst vielen nicht so leicht fällt sich den Toten übers Jahr zu nähern. „Bräuche ermöglichen es, dass vertraute Räume anders aussehen, und dass sich Grenzen verschieben. Das gilt für einen Friedhof an Allerheiligen genauso wie für die Innenstadt an Karneval“, sagt Wolfgang Oelsner bei der Präsentation des Buches an der Trauerhalle des Melaten-Friedhofs.
Die vorgestellten Bräuche reichen von Neujahr bis Silvester. Sie umfassen den Dreikönigstag genauso wie den Valentinstag, Ostern, Pfingsten, Fronleichnam und die Mülheimer Gottestracht, die Kirmes und das Schützenfest, den Elften-im-Elften sowie den Tag der Hl. Barbara. Jeder Brauch wird in einem kompakten Essay vorgestellt und erklärt. Es geht auch um Anlässe und ihre Bräuche ohne Brauchgrenzen wie zum Beispiel dem immer umfangreicher und aufwendiger gefeierten Abiball und die zahlreichen Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke.
Nicht in dem Büchlein finden sich neue Bräuche wie das aus den USA in den 90ern importierte Gruselfest Halloween oder den in den vergangenen Jahren aufkommenden „Sommerkarneval“. Noch nicht in diesem Buch sind alte Bräuche aus dem Mittelalter, die inzwischen in Vergessenheit geraten sind.
Herausgegeben wird der kleine Band von den Freunden und Fördern des kölnischen Brauchtums. Diese engagieren sich im Karneval beispielsweise bei den Schull- un Veedelszöch, aber auch bei den gerade bevorstehenden Umzügen an St. Martin, dem Määte(n)sdach. „Das Buch könnte auch neuen Mitarbeitern von Kölner Firmen oder neu Hinzugezogenen wichtige Eckpfeiler des Lebens in Köln erklären und näherbringen“, sagt Vereinsbaas Bernhard Conin.
Michael Euler-Schmidt: Bräuche in Köln gelebt, Marzellen-Verlag, 64 Seiten, 9.99 Euro.