Heimatfreunde-Theaterstück: Der Segen der Geldmaschine

Die Kaltenherberger Heimatfreunde begeistern mit dem Theaterstück „Onger dän armen Lüggen dännen“.

Burscheid. Schmalzbutter und Theater auf Burscheider Platt — alle zwei Jahre gibt es diese Kombination im Haus der Kunst. Samstagabend fand die nunmehr 17. Auflage des Bergischen Abends der Kaltenherberger Heimatfreunde statt, diesmal unter dem Motto „Ahlt un jong — Kaläbrich hät Schwong“.

Schwungvoll war auch die Premiere des selbst geschriebenen Stücks „Onger dän armen Lüggen dännen“. Wobei es sich genauer gesagt um eine Neuauflage handelte. Vor zehn Jahren war das Stück, das auf wahren Begebenheiten beruht und von den BV-Mundartautorinnen Waltraud Küpper und Herta Hilbrandt zu Papier gebracht wurde, schon einmal aufgeführt worden.

Weil es damals so gut ankam, die Nachfrage nach Rollen bei den Hobby-Schauspielern nach wie vor groß ist und dieses Theaterspiel durch eine große Besetzung mit 20 Charakteren hervorsticht, entschloss sich Regisseurin Küpper, das Stück noch einmal aufzuführen. „Im Fernsehen laufen ja auch andauernd Wiederholungen“, sagt Küpper. „Es gibt auch jüngere Zuschauer, die das Stück noch nicht gesehen haben.“

Auch wenn die Premiere im Gegensatz zur zweiten Aufführung am Sonntag nicht ganz ausverkauft war, musste niemand den Besuch bereuen. Die Heimatfreunde lieferten ab, was man von ihnen erwartet: einen amüsanten Schwank mit einigen Pointen, jeder Menge Lokalkolorit und viel Liebe zum Detail wie beispielsweise bei der aufwendigen Requisite.

Besonders die hervorragenden schauspielerischen Leistungen wussten zu überzeugen. Fünf Akteure schlüpften in ihre alten Rollen von 2002 und auch die jüngeren Darsteller schafften es bemerkenswert authentisch, sich und das Publikum in einer längst vergangenen Zeit zu wähnen. Der ein oder andere ältere Gast wird sich im Kaltenherberg der frühen 50er Jahre an die eigene Jugend erinnert gefühlt haben.

Schäng Kungelsieper (gespielt von Wolfgang Boll), 60-jähriger Landwirt und in zweiter Ehe verheiratet, versucht mit seiner großen Familie über die Runden zu kommen. Dabei bedienen sich die Kungelsiepers der verschiedensten Mittel und Wege, um an Geld zu kommen.

Neben dem illegalen Brennen von Schnaps und dem genauso verbotenen Wildern in Burscheids Wäldern ist eine Gelddruckmaschine dafür verantwortlich, dass die armen Leute nicht ganz so ärmlich leben müssen. Die Funktionsweise dieser Maschine ist abenteuerlich. Jedes Mal, wenn die Haustür aufgeht, wird die Maschine über ein Fahrrad angetrieben und heraus kommt ein „druckfrischer“ 20-Mark-Schein.

Schicke Wäsche für Tochter Anna (Kristina Gerlach) ist dank des Falschgeldes genauso drin wie ein neuer Fernseher, damit die Söhne Günter (Markus Siebel) und Toni (Falko Franz) auch die Herberger-Jungs bei der anstehenden Fußball-WM 1954 verfolgen können. Nach und nach kommt so viel Bares zusammen, dass es im Koffer von der schusseligen Tante Alwine (Carolin Küppper) gebunkert wird. Doch immer schwingt auch die Angst mit, dass die Gelddruckerei auffliegt. Doch Schäng beruhigt: „Pastor, Bürgermeister, Apotheker — alle haben die Produktion gesteigert. Watt soll da passieren?“