Hochwasserhilfe: „Ein Miteinander, wie wir es noch nie erlebt haben“

Die fünf Feuerwehrkräfte aus Burscheid haben viel Not gesehen — und konkurrenzlose Teamarbeit erfahren.

Burscheid. Für alle war es der bisher größte Einsatz, an dem sie beteiligt waren. Wenn Wehrleiter Achim Lütz, der stellvertretende Kreisbrandmeister Roger Machill, Sohn Stephan sowie Norbert Hildebrand und Sohn Thomas auf ihre Erlebnisse der vergangenen Woche bei der Hochwasserhilfe in Sachsen-Anhalt zurückblicken, herrscht nicht nur darin Einigkeit. Sie alle berichten auch von einem „menschlichen Miteinander, wie wir es noch nie erlebt haben“ (Roger Machill).

Lütz und Machill waren als Teil des Mobilen Führungsstabs Rheinland mit 180 Kräften direkt in Magdeburg eingesetzt. Von dort wurden die Einsätze von knapp 4000 Hilfskräften im Stadtgebiet koordiniert — immer in enger Abstimmung mit allen Hilfsorganisationen. „Das war Stress ohne Ende und wir haben anfangs gut 48 Stunden nicht geschlafen“, sagt Lütz. „Aber wenn man dann erlebt, wie freundlich und erfinderisch die Bevölkerung ist, hat mich das wieder total motiviert.“ Und von wegen Jugend von heute: „Da sind junge Leute aus Leipzig angereist und haben gefragt: Wo können wir helfen? Wahnsinn.“

Ein Miteinander, das sich auch innerhalb der Einheiten vor Ort entwickelte: „Alle Einheiten, die da waren, sind durch den Einsatz zusammengeschweißt worden und haben als Team gearbeitet, inklusive derer, die zurückgeblieben sind“, sagt Machill. Manche Auskünfte, die vor Ort nicht zu erhalten waren, wurden über die Leitstelle in Bergisch Gladbach eingeholt.

Nicht zuletzt hätten auch die Arbeitgeber mitgezogen, indem sie den Mitarbeitern den ehrenamtlichen Hilfseinsatz möglich machten. „Dabei ist der Arbeitsverlust gerade bei kleinen Betrieben nicht auszugleichen.“

Norbert Hildebrand, Sohn Thomas und Stephan Machill sammelten noch unmittelbarere Eindrücke von den Arbeiten an den Deichen. Als Teil der Bereitschaft 5 waren sie mit 171 Kräften und 49 Fahrzeugen aus Rhein-Berg, Oberberg und Leverkusen in den Landkreis Stendal aufgebrochen, wurden aber schließlich in Rhinow (Landkreis Haveland) im nahen Brandenburg stationiert. Dort stand für die gesamte Bereitschaft eine Turnhalle zur Verfügung. „Da haben wir lieber im Lkw geschlafen“, sagt Hildebrand.

Erst waren die drei mit der Essensauslieferung an die Hilfskräfte befasst, später mit dem Transport und Schleppen der Sandsäcke. Zusammen mit der Bevölkerung und mit Verstärkung der Bundeswehr entstand vor Ort ein zwei Kilometer langer Schutzwall.

Das lauthalse Singen bei der Arbeit, die große Moral und Dankbarkeit der Einheimischen sowie der Gemeinschaftsgedanke haben sich von den Tagen im Osten fest eingeprägt. „Wir hatten mit 171 Leuten nur vier Duschen, aber das war nie ein Problem“, sagt Stephan Machill. Und Thomas Hildebrand kann nicht vergessen, wie ein Anwohner am letzten Tag mit seinem Kombi ankam, bei dem die Rückbank umgeklappt war. „Und alles war voll mit Schnittchen für uns.“

Auf der einen Seite die Not, auf der anderen die starken und positiven Eindrücke vor Ort. Für Lütz gute Gründe, zur Feuerwehr zu kommen. „Wir können weitere Kräfte gut gebrauchen.“