Ideen für zukunftsfähigen Einzelhandel in der Stadt

Die Geschäftsleute kämpfen um Kunden: Webshops, ein gemeinsamer Lieferservice und andere Vorstellungen könnten dabei helfen.

Burscheid. Lange, so schien es, herrschte Stillstand unter den Einzelhändlern in der Stadt, um gegen den immer stärker werdenden Online-Handel und den Abzug von Kunden in die großen Zentren etwas gegenzusetzen. „Mit dem gemeinsamen Tannenbaumfest im vergangenen Jahr hat sich viel geändert“, stellt Buchhändlerin Ute Hentschel, Sprecherin der Werbegemeinschaft Wir für Burscheid (WfB), fest. Es sei eine Aufbruchsstimmung zu spüren. Alle hätten gemerkt, dass es etwas bringe, wenn man sich bewegt. Acht mal habe man sich im vergangenen Jahr auf Initiative von Anke Breidbach getroffen und dann zusammen etwas auf die Beine gestellt. „Und alle waren am Ende zufrieden mit den Umsätzen.“

Tatsächlich sprudeln auch jetzt die Ideen, wenn man durch die Geschäftswelt schweift. Die Inhaber der Geschäfte gehen in die Offensive — nicht nur im Internet (Ute Hentschel: „Wer nicht im Netz präsent ist, den gibt es nicht mehr.“) Mathias Noack beispielsweise wartet täglich auf die Konzession, um künftig auch Cocktails in seinem Eiscafé in der unteren Hauptstraße anbieten zu können. „Es passiert hier unten zu wenig.“ Bei zwei Veranstaltungen im vergangenen Jahr habe er getestet, wie es mit den Cocktails läuft. „Der Zuspruch war da. Und ich habe es kaum beworben.“ Mojitos und Caipirinhas soll es künftig für 4,99 Euro geben, aufwendigere Cocktails kosten mehr. Geplant ist auch eine Happy Hour: Eine Stunde, in der es einen dritten Cocktail umsonst gibt, wenn zuvor zwei selbe bestellt worden sind. Zudem will er Lesungen und andere Veranstaltungen dieser Art anbieten. Ergänzt um kulinarische Extras, die zu dem Thema passen. Ein Glas Sekt für Pärchen am Valentinstag, die in das Lokal kommen, schwebt ihm vor.

Foto: Doro Siewert

Thematisch kulinarisch ist Ute Hentschel in ihrem Buchhandel schon lange unterwegs. Begleitende Veranstaltungen wie gestern Abend die Lesung mit Kriminalhauptkommissar und Krimiautor Bernhard Hatterscheidt gehören mittlerweile zum täglichen Geschäft, der Händlerin, die mittlerweile im 13. Jahr Bücher verkauft. „Mein Konzept war es von Anfang an, dass das Geschäft auch ein sozialer Anlaufpunkt wird.“ Und das merke sie heute, wenn die Menschen in ihrem Laden miteinander ins Gespräch kämen. „Das soziale Netzwerk war früher immer die Stadt.“ Es gehe nicht nur um Events, es gehe um Kommunikation. Und es gehe darum, neue Wege zu diskutieren und zu testen, um die Kundschaft zu halten.

Da die Gesellschaft älter werde, würde sich auch ein Lieferservice anbieten. „Dass sich wie in großen Städten bei uns alle Händler zu einem gemeinsamen Webshop zusammenschließen und eine gemeinsame Auslieferung betreiben, ist sicher nicht zu finanzieren. Dafür sind wir als Stadt zu klein.“ Aber warum solle man dafür nicht Auslieferungsfahrer von lokalen Apotheken oder den Lieferservice eines Getränkeunternehmens nutzen? „Es ist wichtig, dass wir die Kunden bei uns halten.“

So denkt auch Claudia Hinrichs-Leven. Sie ist Inhaberin des Geschäfts „Das Lädchen“ in der oberen Hauptstraße. Obwohl sie das einiges kosten wird, will sie künftig einen Webshop im Internet anbieten, in dem Kunden beispielsweise Taschen bestellen können. Und was ist mit den vielen Retouren, falls etwas nicht gefällt? „Na und. Das machen die großen Anbieter doch auch.“ Auch den sozialen Medien dürfe man sich nicht verschließen. Facebook beispielsweise — und Instagram. „Alle jungen Leute sind dort unterwegs.“

Aber manchmal gehe es auch nur um Details bei der Frage, wie man Kunden halten könne. Unzuverlässige und unverständliche Öffnungszeiten (Mittwoch Nachmittag geschlossen) würden bestraft.