IHK: Einzelhandel muss auf das Internet setzen

Beim Kampf gegen den Leerstand sind auch gute Online-Strategien gefragt.

Burscheid. Dem Bankdirektor war wohl etwas mulmig zumute bei dieser Geschäftsgründung. „Haben Sie keine Angst vor dem Internet“, fragte er Buchhändlerin Ute Hentschel? Schließlich war der heutige Internet-Riese Amazon kurz vorher — damals noch als reiner Buchhändler — in Deutschland an den Markt gegangen.

Das Fürchten lernte Hentschel dann später. Schlaflose Nächte hat sie verbracht, erzählt sie bei der Veranstaltung der IHK Köln am Dienstag im Haus der Kunst. Denn kaum ein Produkt ist so gut über das Internet vermarktbar, wie das Buch. Inhaltsbeschreibung, Verfügbarkeit und ähnliche Angebote sind auf einen Klick verfügbar. Und den Paketboten stellt die Lieferung auch nicht vor große Probleme.

Der Leerstand in vielen Innenstädten macht deutlich, wie sehr der Einzelhandel unter der Konkurrenz aus dem Netz leidet. Burscheid ist da keine Ausnahme.

Ute Hentschel ging in die Offensive und wagte einen Schritt, den bislang noch viel zu wenige Einzelhändler gegangen sind. Sie eröffnete — parallel zu ihrer stationären Buchhandlung — einen Internet-Buchhandel. Geholfen hat ihr dabei, dass ihr Grossist Webseiten für Buchhändler anbietet — gegen Gebühr versteht sich. „Um mit dem Webshop Gewinn zu machen, müsste ich meinen Online-Handel verzehnfachen“, sagt sie. Für Einzelhändler, die nicht auf das technische Know-how eines Zulieferers zurückgreifen können, ist der Einstieg ins Internet-Geschäft nur schwer machbar. „Alleine hätte ich das nie gemacht“, sagt auch Hentschel rückblickend. Sie hat durch das zweite Standbein ihre Position auf dem Markt gefestigt.

„Wichtig ist, für den Kunden im Internet Präsenz zu zeigen, sagt Prof. Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Denn der Kunde will heute wissen, ob ein Produkt im Geschäft vorrätig ist, eventuell will er es sich reservieren lassen oder sich sogar einen Warenkorb zusammenstellen - und zwar, bevor er in die Innenstadt fährt. Bislang überlasse der Einzelhandel der Internet-Konkurrenz kampflos das Geschäft.

Wichtig ist dafür aber eine möglichst flächendeckende Ausstattung mit W-Lan-Hotspots, die freien Zugang zum Internet in den Innenstädten ermöglichen, sagt Heinemann Das Multi-Channel-System, also die Verbindung von stationären Geschäften und Online-Handel, bindet Kunden an den Einzelhandel, die sonst im Internet kaufen und den Weg in die Geschäfte nur schwer zurückfinden würden, sagt Heinemann.