Ihr ist der Neuanfang mehr als geglückt

Im August startet Evelyn Itimi ihre Ausbildung bei Bayer. Auch wirbt sie für Verständnis zwischen Schülern und Flüchtlingen.

Foto: Judith Michaelis

Burscheid. Im August beginnt für Evelyn Itimi ein neuer Lebensabschnitt. Die 24-jährige Nigerianerin wird ihre Ausbildung zur Chemikantin bei Bayer in Leverkusen beginnen. An den Ausbildungsplatz sei sie über das Starthilfeprogramm des Chemiekonzerns gekommen, erzählt sie. Bei diesem Programm werden benachteiligte Jugendliche gefördert und auf eine Ausbildung bei Bayer vorbereitet, aber auch qualifizierte Flüchtlinge können daran teilnehmen. Bayer ermögliche ihr auch die Teilnahme an einem Deutschkurs im Mai, in dem sie ihre bereits sehr guten Deutschkenntnisse weiter verbessern kann.

Evelyn Itimi kam mit ihrer Familie vor drei Jahren nach Deutschland. Fast genauso lange lebt sie in Burscheid, und hat sich mittlerweile gut eingelebt. Aufgewachsen in Nigeria, hat sie vor ihrer Flucht nach Deutschland drei Jahre in Ghana Medizin studiert. Über die Zeit vor ihrer Ankunft in Deutschland und die Gründe für ihre Flucht spricht sie nicht gerne. Stattdessen wolle sie sich auf das konzentrieren, was nun vor ihr liege.

Nachdem ihr Schulabschluss in Deutschland anerkannt wurde, bewarb sie sich um einen Studienplatz für Medizin. Bis jetzt allerdings ohne Erfolg. Um dennoch weiterhin in ihrem Wunschbereich arbeiten zu können, bewarb sie sich beim Krankenhaus Wermelskirchen und absolvierte ein Praktikum bei einem Hausarzt in Burscheid.

Nach einigen Absagen wurden ihr schließlich sogar zwei Ausbildungsplätze angeboten. Neben der Ausbildung bei Bayer bekam sie auch ein Angebot für eine Ausbildung als Kinderkrankenpflegerin. Bei der Entscheidung zwischen den beiden Ausbildungsplätzen siegte schließlich die Vernunft. „Die Arbeitszeiten bei Bayer sind einfach besser, der Schichtdienst in der Pflege wäre nicht so gut mit meinem Familienleben zu vereinbaren gewesen“, sagt die Mutter zweier Kinder. Den Traum vom Medizinstudium habe sie aber weiterhin nicht aufgegeben.

Auch sozial engagiert sich Evelyn Itimi und wirbt für ein besseres Verständnis zwischen Flüchtlingen und Schülern. Im Rahmen des Projekts „Shabab“ der Katholischen Jugendagentur (KJA) kommen einheimische Schüler mit Gleichaltrigen mit Fluchterfahrung ins Gespräch. Ziel des Projekts sei neben dem gegenseitigen Kennenlernen auch der Abbau von Vorurteilen, und statt dem Trennenden das Verbindene zu suchen und voneinander zu lernen. Gemeinsam mit der Projektleiterin besuche Itimi regelmäßig Schulklassen und beantwortet die Fragen der Schüler. Das Projekt habe bislang viele positive Rückmeldungen bekommen.

Evelyn Itimi

Unterstützung bei Fragen oder Alltagsproblemen bekomme sie bei Bedarf bei der KJA, die auch das Megafon in Burscheid betreibt. Den Mitarbeitern dort stehe sie nahe, und könne auch mit persönlichen Problemen jederzeit zu ihnen kommen. Auch die Caritas habe sie und ihre Familie bereits in vielen schwierigen Situationen unterstützt.

Besonderen Halt finde Evelyn Itimi in einem Bibelkreis für Frauen, der von der Freikirchlich-evangelischen Gemeinde Burscheid angeboten wird. Der Glaube habe ihr auch in Krisenzeiten Hoffnung gegeben. Trotz einiger Rückschläge in ihrem Leben habe sie sich nie unterkriegen lassen, und möchte auch anderen Flüchtlingen Glauben und Hoffnung schenken.

„Mit meiner Geschichte möchte ich anderen Mut machen“, sagt sie. „Es ist nicht leicht, sein Heimatland zu verlassen und neu anzufangen, aber wenn man immer weiter kämpft und nicht aufgibt, kann man alles schaffen.“