Otto Claas Im blauen Arbeitskittel zur Ehrung mit dem Eisernen Meisterbrief
Burscheid. · Otto Claas (99) hat gestern eine sehr seltene Auszeichnung erhalten. Vor 70 Jahren hat er seinen Meister gemacht.
Wie hellwach der 99-Jährige noch ist, zeigte Otto Claas, als Kreishandwerksmeister Willi Reitz zur Lobeshymne auf den Burscheider ausholen wollte, aber schon nach der Verkündung des Geburtsdatums 16. November 1919 eine Pause einlegen musste. „Um 21.15 Uhr“, unterbrach ihn der rüstige Senior spontan unter schallendem Gelächter aller Anwesenden.
Während die Vertreter der Zunft gestern in Anzug und Krawatte ins Autohaus Lauer & Süwer gekommen waren, um Otto Claas während einer Feierstunde in dessen ehemaligem Autohaus an der Hauptstraße den Eisernen Meisterbrief 70 Jahre nach dessen Prüfung zu überreichen, kam er, wie gewohnt, in seinem Markenzeichen: dem blauen Arbeitskittel. Und der passte sehr gut zu dem, was Karsten Süwer sogleich über das Burscheider Urgestein erzählte: 2016, als das Autohaus Claas von Lauer & Süwer übernommen wurde, habe man natürlich auch in die Arbeitsverträge der Mitarbeiter geschaut. „Da stand ein Datum von 1919“, sagte der Firmenchef. Doch nie habe man bereut, den hochbetagten Senior zu übernehmen. „Es wären im vergangenen Jahr von 1200 Autos die Hälfte aller Autos nicht auf die Straße gekommen, wenn Herr Claas sie nicht am Straßenverkehrsamt angemeldet hätte.“
Eine Anekdote hatte Süwer ebenfalls parat: Ein Kunde habe Claas darauf angesprochen, ob man in dem Alter noch körperlich fit sein könne für die Arbeit. Der Senior zeigte darauf ein paar Übungen inklusive „Klappmesser“ auf dem Boden, sagte dann aber ehrlich: „Jetzt kommt das Problem. Ich muss wieder hochkommen.“
Wie selten die Ehrung mit dem Eisernen Meisterbrief ist, zeigte die Ausführung aus den Händen von Obermeister Reiner Irlenbusch: „Ich habe noch nie einen Eisernen Meisterbrief übergeben.“
Sichtbar stolz aber mit gewohntem Humor bedankte sich Otto Claas, der 1934 seine Lehre in der Kfz-Branche begonnen hatte, für die Auszeichnung. „Ich werden mich bemühen, auch die 100 vollzumachen. Dafür werde ich kämpfen.“ Sein Erfolgsrezept: Insbesondere den Geist fit halten.