Karneval Lucky Reker und die Schurken
Köln · Von Klüngel bis zu Trump – Zugleiter Alexander Dieper stellt die Entwürfe für die Persiflagewagen im Zoch vor.
„Karneval für alle“ ist eine Initiative des Landschaftsverbands Rheinland. Dazu gehören seit Längerem rollstuhlgerechte Tribünen und Gebärden-Dometscher für Gehörlose. Neu ist in diesem Jahr eine Tribüne für blinde und sehbehinderte Menschen am Heumarkt. Dort wird es am Rosenmontag eine Live-Beschreibung, eine sogenannte Audiodeskription geben. Am Mikrofon sind Wolfgang Gommersbach, Blindenreporter beim FC, sowie die Moderatorin und Sängerin Andrea Schönenborn. Als Schutz vor den heranfliegenden Kamelle wird ein altes Ballfangnetz eingesetzt.
Für Zugleiter Alexander Dieper wird es der letzte Rosenmontagszug sein. Er übergibt sein Amt an den früheren Prinzen Holger Kirsch. „Nach dem Unfall im Vorjahr waren die Pferde im Zug das prägende Thema für uns. Wir haben das Pferdekonzept verschärft und sind jetzt in diesem Bereich sehr gut aufgestellt“, sagt Dieper. Das Thema wird auch bei einem Persiflagewagen aufgegriffen. Dort ziehen die Gardisten die Kutschen, in denen es sich die Pferde bequem gemacht haben. Für mehr Leistung sorgt ein Kölsch an einer Angel vor den Augen der Gardisten.
Überarbeitet wurde auch das Informationssystem, mit dem der Start des Zuges genauso verkündet werden kann wie Verzögerungen oder Wetterwarnungen. Diese Infos bekommen jetzt auch die Moderatoren per Textnachricht auf ihr Funkgerät und können diese dann an ihre Gäste weitergeben. Erstmals wird der WDR den kompletten Zug ungeschnitten über seine Mediathek online zeigen. Neu sind auch die 300.000 Pfandbecher, die dank der finanziellen Unterstützung der Sparkasse Köln/Bonn zum Einsatz kommen. Sie bestehen aus Maisstärke und sind kompostierbar.
Angela Merkels Bild
wird geschreddert
Insgesamt gibt es 26 Persiflagewagen und jeder nimmt typisch kölsche Redewendungen zum Anlass, um aktuelle Themen aus der Gesellschaft und der Politik aufs Korn zu nehmen. So wird das Bild von Kanzlerin Angela Merkel unter dem Motto „Nix bliev wie et wor“ geschreddert – der Parteivorsitz ist schon hinüber, nur die Kanzlerschaft ist ihr noch geblieben. Unter „echte Fründe stonn zusamme“ geht es um den kölschen Klüngel wie beim Stadtwerkeskandal – zum Glück ist da noch Lucky Reker, die die Schurken einfängt.
Beim Hambacher Forst schauen die Tiere des Waldes fassungslos zu, wenn sich die Menschen wegen ihrer gefährdeten Heimat gegenseitig die Köpfe einschlagen und sich bekriegen. Für Kritik der Narren sorgt der Karneval im Sommer. Da fragt man sich, wie es wäre, wenn man den Heiligen Abend auch noch im August feiern würde.
Das SPD-Schiff droht am
Groko-Eisberg zu zerschellen
Einen eigenen Wagen bekommt der „kölsche Jung“ Jacques Offenbach zu seinem 200. Geburtstag geschenkt. Für ihn tanzt sogar der Dom Can Can. In Köln fällt der Blick auf die ewigen Baustellen, die ein immer größeres Loch ins kölsche Hätz reißen. Auch in der digitalen Welt läuft nicht alles optimal – so verzweifelt der Speimanes aus dem Hänneschen-Theater, weil seine Alexa-App kein Kölsch beherrscht.
Der Blick fällt ebenfalls nach Berlin, wo das Kreuzfahrtschiff der SPD am Groko-Eisberg zu zerschellen droht, wenn es nicht in letzter Minute noch den Kurs wechselt. Ins Blickfeld gerät der Fachkräftemangel – da verzweifeln die Bewohner eines komplett maroden Hauses, weil sie keine Handwerker bekommen. Für die Fußballprofis der Nationalmannschaft haben die Narren einen Rat – sie sollten beim Training sich mehr auf das Ballspiel als auf ihre Frisuren konzentrieren. Dann geht auch ihr Maskottchen bei der WM nicht wieder k. o.
Einen kölschen Spruch gibt es auch für die kaputten Atomkraftwerke in Belgien, wo aus Brennstäben schon mal Fritten werden – alles unter dem Motto „Et hätt noch emmer joot jejange“. Das sieht auch US-Präsident Donald Trump so, er entsorgt Probleme wie das Klimaschutzabkommen oder die Nato einfach per Golfschläger. Auch das Wetter ist ein Problem: Ziemlich bedröppelt sitzt Vater Rhein nach dem Jahrhundertsommer im ausgetrockneten Flussbett, das immer mehr kölsche Geheimnisse freigibt. Nicht einfach los wird Nemo in den Weltmeeren den Plastikmüll und beim FC dreht Gott am Glücksrad und entscheidet so über Auf- und Abstieg des Vereins.
Auch AKK wird ins Visier genommen. Die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer lässt es unter dem Motto „Drink doch eine met“ gerne mit einer Flasche „Merkel Brut“ krachen - die Männer in ihrer Partei ergreifen da lieber die Flucht. Das Dieselfahrverbot vertreibt die Autos aus der Stadt - da gilt der Spruch „Ich muss zo Fooß noh Kölle jonn“ - doch dank der Kohleöfen und der Rheinschifffahrt bleibt die Luft in Köln auch weiter verpestet.
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