Karneval Mit dem Kinderdreigestirn auf Tour
Köln · Prinz Linus I., Bauer Adrian und Jungfrau Philippa absolvieren in der Session rund 120 Termine. Wir haben die jungen Tollitäten einen Tag lang begleitet.
Um kurz vor 12 Uhr herrscht in der „Heimat kleiner Helden“ im ersten Stock des Festkomitees noch die Ruhe vor dem Sturm. Gloria van Buuren-Wiese, die das Kinderdreigestirn seit dieser Session betreut und begleitet, trifft die letzten Vorbereitungen für die anstehende Tour durch die jecken Säle. Da werden an die Pagenhüte noch fehlende Federn angeklebt und die Bilder vorbereitet, die das Kinderdreigestirn den heutigen Gastgebern überreichen wird.
„Ich habe schon immer gerne Karneval gefeiert. Mein heute 20-jähriger Sohn wurde Prinz in der Schule und daraus sind eine Karnvals-AG und eine Tanzgruppe entstanden, die ich lange geleitet habe. Dann habe ich Elisabeth Conin getroffen und sie bei einigen Projekten eherenamtlich unterstützt. Als ich gefragt wurde, ob ich das Kinderdreigestirn betreuen möchte, habe ich sofort ja gesagt. Es ist toll zu sehen, wie die Kinder mit dieser Aufgabe umgehen und wie sie damit wachsen. Meine Aufgabe ist es, sie sicher durch die Session zu bringen. Ich möchte das Erbe von Frau Conin zusammen mit Christine Flock in Ehren halten“, sagt van Buuren-Wiese.
Derweil klingelt es jetzt im Minutentakt, die ersten Pagen und Gardisten treffen in der Heimat ein. Insgesamt sind 14 Kinder mit den drei Fahrzeugen unterwegs – sieben Gardisten, vier Pagen und das Kinderdreigestirn. Die kleinen Tollitäten, die sich gerade ihre Ornate angezogen haben, werden vor den ersten Auftritten noch geschminkt.Vor Ort gibt es die Informationen zum ersten Termin und die Aufteilung der jecken Truppe auf die Wagen. Bevor es losgeht, steht für alle noch die Ausgangskontrolle an, damit die Uniformen richtig sitzen und kein Kostümteil fehlt. Übernommen wird diese von den Kindern selbst, die sich hierbei abwechseln.
Gegen 13.30 Uhr setzt sich die kleine Fahrzeugkolonne vom Parkplatz des Festkomitees in Bewegung. Das erste Ziel ist die Gemeinschaftsgrundschule Antwerpener Straße, wo die Volksbank Köln Bonn das große und das kleine Dreigestirn empfängt, um eine Spende an die Schüler zu übergeben. „Die große Jungfrau kann für einen Mann ganz gut tanzen, ich tanze aber besser“, sagt Jungfrau Philippa selbstbewusst vor dem gemeinsamen Auftritt. Ansonsten kommt man mit den großen Kollegen bestens klar.
Philippa hat bereits Erfahrungen in Sachen Kinderdreigestirn. In zwei Sessionen hat sie die Tollitäten als Page begleitet. „Meine Schwester wollte eigentlich Jungfrau werden. Das hat nicht geklappt, so ist sie Page geworden und hat mich mitgenommen“, erklärt die Neunjährige ihren Weg ins Kinderdreigestirn. Equipe-Erfahrung hat auch Kinderprinz Linus I. Er hat 2017 seinen großen Bruder Jonas begleitet, als dieser als Kinderbauer unterwegs war. „Danach wollte ich auch Prinz oder Bauer werden“, sagt Linus.
Dritter im Bunde ist Adrian, der sich eigentlich als Prinz beworben hatte, jetzt mit seiner Rolle aber ganz zufrieden ist. „Mein Vater war 1986 Karnevalsprinz, deshalb wollte ich zunächst auch Prinz werden“, sagt Adrian, dessen Schwester Annica als Page mit im Wagen sitzt. „Jungfrau zu werden, würde mir auch gefallen. Das macht Spaß. Am besten fand ich bislang die Proklamation“, sagt die Schülerin, bevor der nächste Auftritt in der Kita St. Jakobus in Widdersdorf ansteht.
Ein „Besuch im Zoo“ und
selbst gebackene Orden
Dort wird das Kinderdreigestirn schon erwartet. Nach dem Auftritt gibt es eine Überraschung für die jecken Besucher. Beim Lied „Ne Besuch em Zoo“ präsentieren die Kinder ihre selbst gebastelten Handpuppen vom Affen bis zum Elefanten. Danach gibt es selbst gebackene Orden und eine Zugabe, bevor es zu den St. Anna Senioren weiter geht. Vor dem Pfarrsaal begegnen Prinz, Bauer und Jungfrau dort der Tanzgruppe der „Hellige Knäächte un Mägde“, wo mit Moritz und Luis Flock auch zwei frühere Kinderprinzen tanzen.
Mit dem Lampenfieber kommt das Trio inzwischen gut zurecht. „Bei der Proklamation war ich aber ziemlich nervös“, erinnert sich Linus und Jungfrau Philippa ergänzt: „Beim Gottesdienst im Dom habe ich richtig gezittert, aber nicht vor Kälte, sondern weil ich so aufgeregt war.“ Bei den Auftritten der Drei ist davon nichts mehr zu spüren. Souverän und gut gelaunt präsentieren sich Linus, Adrian und Philippa ihrem Publikum auf der Bühne.
Der vorletzte Termin des Tages ist bei der Seniorensitzung der Bürgergarde Blau-Gold im Clarenbachwerk. Für Adrian ist es ein echtes Heimspiel – ist er doch Mitglied der Tanzmäuse des Traditionskorps. Für die Pagen und Gardisten ist diese Session eine Premiere – alle sind zum ersten Mal dabei. „Meine Mutter ist von Gloria gefragt worden, ob ich mitmache. Ich würde gerne einmal Kinderbauer werden. Am besten gefallen hat mir neben der Proklamation bislang der Auftritt bei Deiters, da haben wir Gutscheine für das Phantasialand bekommen“, sagt Emil.
„Mir hat der Auftritt bei der Pänz-Arena gut gefallen, da waren sehr viele Leute im Publikum. Bei der Proklamation waren auch Brings und Cat Ballou dabei, das war richtig cool“, erinnert sich Vincent. Für Alfred ist die Zukunft klar: „Ich will auf jeden Fall Prinz werden“, sagt der Drittklässler. Bei Philipp würde die Entscheidung zwischen Prinz und Bauer fallen. Neben den Aufgaben in der Equipe steht für alle auch noch der Schulalltag auf dem Programm: „Ich habe da Glück, da ich zur Zeit keine Hausaufgaben bekomme. Sonst läuft die Schule auch jetzt in der Session ganz normal weiter“, berichtet Frederik.
Kurz nach 18 Uhr steht der letzte Auftritt des Tages an, und der ist ein ganz besonderer – die Blindensitzung der Muuzemändelcher im Sartory. Dort begeben sich die großen und kleinen Tollitäten nach dem Bühnenauftritt ins Publikum, das die Chance hat, die Narrenherrscher mit den Händen zu erfühlen. „Das war traurig und schön zugleich. Schön, weil wir den Menschen eine Freude bereiten konnten. Traurig, weil nicht Leute nichts sehen können“, sagt Philippa. „Ich habe den Menschen gezeigt, wo sie hinfassen können, um mein Ornat gut zu erfühlen. Der Hut mit den Federn war besonders gefragt“, erklärt Adrian, nachdem er gegen 19 Uhr aus dem Saal kommt. Karten für die nächste Blindensitzung 2020 gibt es übrigens über das Festkomitee.