In Gedenken an die Kriegsopfer
Die traditionelle Rede im Haus der Kunst hielt dieses Jahr Landrat Hermann-Josef Tebroke.
Burscheid. Der Sonntag vor dem offiziellen Totensonntag ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 1950 wieder als Volkstrauertag etabliert. Die diesjährige traditionelle Gedenkfeier fand im Haus der Kunst statt. Für die angemessene musikalische Gestaltung saßen 16 junge Orchestermitglieder der Musikschule unter der Leitung von Heike Siemers auf der Bühne. Etwa hundert Besucher lauschten eine Komposition von Georg Friedrich Händel.
In ihren Begrüßungsworten kam die stellvertretende Bürgermeisterin Silke Riemscheid ohne Umschweife auf die aktuellen Zahlen der von Flucht und Krieg betroffenen Menschen zu sprechen. Man rechnet mit insgesamt fünfzig Millionen Betroffenen — und davon sind circa 50 Prozent Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Hinzu gerechnet werden müssen alle, die trotz Leid und Lebensgefahr in ihrem Land ausharren. „Es ist erwiesen, dass trotz sehr unterschiedlicher Gedenk-Kulturen auf der ganzen Erde das Resultat jeder Gewalt immer Tod und Trauer heißt“, so Riemscheid.
Mit einem besinnlichen Gedicht aus der Feder von Schülern der zehnten Klasse der evangelischen Realschule und einem Hinweis auf die auch dort entstandenen und im Foyer ausgestellten Gemälde, berichtete Geschäftsführerin Martina Boden von der Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Burscheid.
Unter den Gästen waren ebenfalls anwesend Landtagsabgeordnete Mathilde Drewing, stellvertretende Landrätin des Rheinisch -Bergischen Kreises, sowie Kreisdechant Norbert Hörter und Landtagsabgeordneter Rainer Deppe.
Nach einem weiteren Musikstück trat Landrat Hermann-Josef Tebroke in seiner Funktion als Vorsitzender des Kreisverbandes Rheinisch-Bergischer Kreis des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ans Mikrofon. Er erinnerte sowohl an den Beginn des ersten Weltkrieges vor hundert Jahren wie an den Anfang des zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren.
Die Folgen dieser Katastrophen seien bis heute nicht völlig überwunden: „Es gilt, nichts zu vergessen und uns umso sensibler zu machen für die Brandherde von heute“. Sein nachvollziehbares Fazit: „Unsere Solidarität darf sich nicht an nüchternen Zahlen orientieren, sondern die einzelnen Betroffenen im Blick haben. Unsere Vergangenheit sollte uns lehren, nach Lösungen zu suchen, die Schaden begrenzen und Vertrauen wachsen lassen. Manchmal sind wir einfach zu leise.“
Der Kranzniederlegung am deutschen Ehrenfriedhof schlossen sich die meisten Gäste der Feierstunde an. Musikschülerin Verena Kettler schickte die klaren Trompetentöne der alten Soldatenklage „Ich hatt’ einen Kameraden ... “ in den Novemberregen.
Dass es im Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt um mehr geht als um vergangene Katastrophen, wurde in der detaillierten Aufzählung von der stellvertretenden Bürgermeisterin Silke Riemscheid überdeutlich. An der Gedenkstelle für die in Burscheid gefallenen russischen Soldaten legten die Helfer der Feuerwehr ebenfalls einen Kranz nieder. Landrat Tebroke schloss die Gedenkfeier mit einer Bitte um Frieden ab.