Interview mit Lucky Maniatopoulos, Sänger von Tri State Corner

Lucky Maniatopoulos, Sänger von Tri State Corner, über das erste Jahr mit Plattenlabel, das neue Album und den Abschied vom Megaphon.

Foto: Nicole Haase

Burscheid. Zehn Jahre sind die Hardrocker von Tri State Corner inzwischen unterwegs, seit einem Jahr ausgestattet mit einem Vertrag beim deutschen Plattenlabel Drakkar Entertainment. Kommende Woche treten die fünf Burscheider Musiker zum letzten Mal an ihrer Geburtsstätte, dem Megaphon, auf — und präsentieren dabei gleich ihr neuestes Album. Kopf der Band ist Vassilios „Lucky“ Maniatopoulos, hauptberuflich Vertriebsleiter bei Johnson Controls.

Herr Maniatopoulos, nach Abschluss des Vertrages mit Drakkar haben Sie vor einem Jahr davon gesprochen, auf dem Sprung zur nächsten Stufe zu sein. Hat sich diese Hoffnung erfüllt?

Lucky Maniatopoulos: Die Band ist in dem einen Jahr in den Genuss gekommen, mit größeren Partnern Einblick in die professionelle Arbeit der Musikindustrie zu bekommen. Plötzlich ist es problemlos möglich, ein Studio zu buchen oder Videos zu drehen. Das ist, als würdest du in einer kleinen Backstube drei Sorten Brot backen und plötzlich kommt einer und sagt, die drei Brote sind super. Und dann nimmt er sie in eine große Kette auf. Da macht das Brotbacken plötzlich nur noch 20 Prozent aus und 80 Prozent das Drumherum. Aber Drakkar und auch der Vertrieb von Sony haben uns dabei alle Freiheit gelassen. Unsere Videos dreht zum Beispiel immer noch Tim Aßmann aus Burscheid.

Ist diese Erfahrung, Teil einer Industrie zu werden, nur positiv?

Maniatopoulos: Für uns war es jedenfalls das beste Jahr, seit es die Band gibt. Vorher haben wir ja all diese Bereiche selbst abgedeckt. Weil das Team größer geworden ist, bleibt für die Band unter dem Strich trotzdem mehr Zeit für die Musik. Wir konnten uns zum Beispiel sechs Monate nur mit dem neuen Album beschäftigen. Das ist absoluter Luxus.

Das 2011 vorgestellte Album „Historia“ ist vor einem Jahr über Drakkar noch mal in den europaweiten Vertrieb gekommen. Mit Erfolg?

Maniatopoulos: Bis vor einem Jahr hatten wir von unseren ersten beiden Alben „Ela Na This“ und „Historia“ zusammen 10 000 Stück verkauft, und das über einen Zeitraum von fünf Jahren. Nur sechs Monate später lagen wir schon bei 15 000.

Jetzt kommt „Home“. Ist das wieder ein Konzeptalbum wie sein Vorgänger?

Maniatopoulos: Ja. In „Historia“ haben wir die Migrationsgeschichte unserer Väter in den 60er Jahren erzählt. „Home“ knüpft daran als zeitliche Fortführung an und erzählt unsere Geschichte. Im ersten Teil geht es um Phänomene der Gegenwart wie Wettbewerbsdruck, Kapitalismus, Umweltverschmutzung und Wirtschaftskrisen. Ab etwa der Hälfte des Albums schlägt das dann um und wird auf uns Menschen heruntergebrochen. Die Stücke handeln davon, wie wir uns als Antwort unsere kleine Welt formen, mit Verlusten umgehen und uns unserer Verantwortung stellen. Am Ende steht der Satz: „Home is, where the heart is“. Entscheidend ist das Umfeld, wo du mit dem Herzen dabei bist.

Am 22. März geben Tri State Corner ihr letztes Konzert im Megaphon und präsentieren zugleich das neue Album. Mit welchen Gefühlen?

Maniatopoulos: Egal, was danach noch kommt an Konzertterminen, das ist der wichtigste Auftritt. Denn das ist unsere eigene kleine Welt. Da kommen meine Mutter und meine Freundin, da ist niemand im Raum, den ich nicht kenne. Ohne das Megaphon würde es die Band nicht geben, ohne das Megaphon hätten wir unseren Gitarristen Christoph Tkosz nicht kennengelernt. Das Megaphon hat viel für uns getan und wir haben viel zusammen getan. Darum ist das bittertraurig, dass es jetzt zu Ende geht. Aber wir wollen keine negative Stimmung aufkommen lassen, sondern viele tolle Erinnerungen mitnehmen. Und mit dem neuen Jugendzentrum in der Innenstadt ist die Hoffnung verbunden, dass dort andere Menschen ähnliche Erfahrungen machen wie wir im Megaphon.

Was folgt nach dem Auftritt im Megaphon?

Maniatopoulos: Im März und April 15 Auftritte quer durch Deutschland als zweiter Act des Abends vor Axxis und nach der Vorband Lion Twin. Danach drehen wir den zweiten Videoclip zu dem Album. Das erste Video entsteht übrigens am kommenden Wochenende in Burscheid. Und dann folgen von Mitte Mai bis zum Ende des Sommers mehrere Festival-Auftritte. Und im September und Oktober gehen wir schließlich mit Rage auf Europatournee. Das sind noch einmal 25 Auftritte.

Der Vertrag mit Drakkar läuft über drei Alben. Wird der Rhythmus knapper?

Maniatopoulos: Der Rhythmus verschärft sich deutlich und die Erwartungshaltung ist größer. Das ist für uns schon auch ein Stressfaktor. Zwischen „Ela Na This“ und „Historia“ lagen dreieinhalb Jahre, zwischen „Historia“ und „Home“ zweieinhalb Jahre. Der neue Rhythmus sind anderthalb Jahre. Die Single ist ab 28. März verfügbar, „Home“ kommt am 23. Mai offiziell in den Handel. Nach Tourende im Oktober haben wir dann noch ein Jahr bis zur nächsten Veröffentlichung.

Ist sie auch wieder als Konzeptalbum geplant?

Maniatopoulos: Ja, das wird das Ende der Triologie, die ich Triple H nenne. Nach „Historia“ und „Home“ folgt wieder ein Album mit H. Und nach Vergangenheit und Gegenwart wird es dabei um die Zukunft gehen. Die Geschichte ist bereits geschrieben.