Jecke Wärme kommt vom „Hätz“
Mehrere tausend Karnevalsfans ziehen zum Zug in Blecher und schwimmen „auf einer Welle“.
Rhein.-Berg. Kreis. Von Weitem ist schon leise die Musik zu hören. An der Haupt- und der Bergstraße in Blecher haben sich tausende Jecke versammelt: Tiger, Wikinger, Bananen, Drachen, Feen und andere Wesen warten gespannt auf den Karnevalszug. Als das erste Fahrzeug auftaucht, bricht Hektik aus. Kinder, die in der Gegend herumwuseln, werden zur Straßenseite geholt, und Taschen, mit denen die kostbare Beute eingesackt wird, hervorgekramt.
Dann legt sich der erste Wagen in die Kurve. Natürlich macht das Festkomitee der Bergischen Jecken den Anfang. Mit einem dreifachen „Alaaf“ begrüßen sie die Menge, die fröhlich zujubelt. Mit auf dem Wagen ist Zugleiter Werner Lütjohann. Vor zwölf Jahren hat er seinen Job aufgenommen.
Auch Montag hat er das Kommando über 26 Wagen und Fußgruppen. 600 Menschen sind allein auf dem Umzug dabei. Vier „Wagenengel“, wie Lütjohann sagt, helfen dabei, dass bei der wilden Kamelle-Jagd niemand unter die Räder kommt.
Neu in der Zugfolge sind gleich vier Gruppen. „Kölsch Klüngel Odenthal“ feiern eine mexikanische Fiesta, der Förderverein der offenen Jugendarbeit wandert mit, „Neues aus Büttenwarder“ fahren zu dritt mit dem Traktor auf und die „Musikalischen Füchse“ bereichern den Blecher Rosenmontag um einen Spielmannszug. Getreu nach dem Motto „Bütze, Laache und Kamelle — wir schwimmen all’ op einer Welle“ lassen es die Schwimmer der Awo-Kindertagesstätte in ihren rot-weißen Badekostümen angehen. Seit 25 Jahren ist die Kita beim Blecher Zoch dabei. Das letzte Gefährt wird das der TG Hilgen sein.
Die Mischung macht’s auch in diesem Jahr. Fußtruppen wechseln sich mit großen Aufbauten wie dem Turmwagen der „Knobelköpp“, dem Trampolinwagen der TV Blecher oder dem gigantischen Ufo der Marsmenschen von den „Blecher Pänz und jecken Familien“ ab.
Manche pflegen leisere Töne, andere lassen es krachen. Der Kegelclub Micky Stevic zum Beispiel, der den Zug zur Disco macht. Fans haben sie auch mitgebracht: Kiki, Jenny, Michele und Isa (alle „Anfang 20“), feiern lautstark, als ihre Freunde vorbeiziehen. Strüßjer fliegen. Für die vier Odenthaler Mädels ist es klar, dass sie zum Blecher Zug gehen. „Danach geht es noch ab in die ,Aussicht’, um weiterzufeiern“, sagen sie.
Während die Wagen rollen, ist die Kälte fast vergessen. Viele Jecke hatten sich verständlicherweise dicke Kostüme ausgesucht. „Schunkeln hilft. Aber wenn man mit ,Hätz’ dabei ist, wird einem sowieso warm“, sagt die Odenthaler Karnevalsprinzessin von 2011, Marianne Thiemig.
„Heiße und wärmende Getränke wie Kaffee, Glühwein oder Schnaps“, sind hingegen der Tipp der beiden Möhren Xenia und Daniel Hesse, die mit Freunden an der Feuerwache feiern. Ihr orange-grünes, dickes Kostüm tut sein übriges gegen Frostbeulen.
Auch keine Beulen, aber große schwarze Flügel hat ein kleiner Drache, der mit seinen Eltern auf Kamelle wartet. Die sechsjährige Zoe-Serafina spielt den Drachen Ohnezahn, den sie aus dem Fernsehen kennt. Ihr Kostüm ist selbstgenäht. Schneller ging es mit dem lila-grünen Schminken. An Karneval gefällt „Fine“ „alles, aber vor allem das Verkleiden“, sagt der kleine Drache.