Jecken schunkeln sich warm

Trotz der Minusgrade kommen tausende Besucher zur Eröffnung des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht in die Altstadt.

Köln. Es ist frostig an diesem Morgen, an dem der Startschuss für den Kölner Straßenkarneval fällt. Gut in Schals und Mützen eingepackt, eilen die kostümierten Jecken vom Hauptbahnhof über die Domplatte in Richtung Alter Markt. „Solange es nicht stürmt und regnet, ist mir das Wetter egal. Gegen die Kälte kann man sich ja schützen“, sagt ein „grüner Frosch“ im warmen Tierkostüm. Toll findet eine Clown-Dame die Verpackung der Absperrgitter am Dom, auf denen grüner Wald zu sehen ist.

„Es ist schade, dass man ein Bauwerk wie den Dom vor Wildpinklern schützen muss“, sagt die Frau aus der Südstadt, während einige Jugendliche mit kleinen Schnapsfläschen lautstark ein Zielwerfen auf einen Mülleimer veranstalten. Auf einem Schild über einem Toilettenhäuschen am Dom steht geschrieben: „Das stille Örtchen ist nur hier, das Große ist der heilige Dom“. Ober die Unterscheidungshilfe gewirkt hat, ist ungeklärt.

Kurz vor 8 Uhr ist in der Eingangshalle des Hauptbahnhofs schon mächtig was los, dort treffen sich die Teilnehmer des Bellejeck-Zuges der Großen Allgemeinen KG, der zur Hofburg zieht, um das Dreigestirn zu wecken. Etwa 300 Karnevalisten haben sich versammelt, darunter 22 Plaggeköpp. Für den Bellejeck ist das Ganze ziemlich intensiv: „Ich bin heute schon um 4.30 Uhr aufgestanden und habe mich gefragt, was hast du dir da angetan. Aber jetzt bin ich voll im Karnevalsmodus. Und die Rolle des Bellejeck zu schlüpfen, macht mir sehr viel Spaß. Ich bin stolz, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen“, sagt Michael Everwand.

An seiner Rede hat er bis zuletzt gearbeitet. „Die Rede soll ja politisch sein und soll den Leuten den Spiegel vorhalten. Durch den späten Durchbruch bei den Koalitionsgesprächen in Berlin musste ich sie immer wieder umschreiben“, berichtet der Bellejeck, bevor er gegen 8.15 Uhr mit seinem Tross mit klingendem Spiel in Richtung Hofburg zieht.

Zur gleichen Zeit treffen im historischen Rathaus die ersten Blauen Funken ein, um die Oberbürgermeisterin zum Straßenkarneval zu begrüßen. Diese empfängt das Traditionskorps in einer eleganten blauen Litewka inklusive einer kleinen blau-weißen Socke als Anstecker. „Oft bebt das Rathaus durch die U-Bahn, wenn die Blauen Funken mit ihrem Regimentsspielmannzug hierher kommt, bebt das Rathaus auch, aber in einem sehr positiven Sinne“, sagt Henriette Reker. Den ersten OB-Orden verleiht sie dem Funken, der aus der Reihe getanzt ist — Ehrenpräsident Theo Jussenhoven. „Wir haben in diesem Jahr beste Rahmenbedingungen für den Straßenkarneval. Ich hoffe, dass dieser mit Spaß und friedlich abläuft. Köln soll zeigen, was Straßenkarneval wirklich ist.“

Kritik an Reker kam von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn: „Wer behauptet, der Karneval wäre nur Saufen und sonst nichts, der fügt damit dem Karneval und in der Folge der gesamten Stadt Köln einen echten Schaden zu“, reagierte der Narrenchef auf die Äußerung Rekers, Karneval sei zu einem „allgemeinen Besäufnis“ geworden.

Das klassische Blau-Gelb haben die Mitglieder der FDP im Rat in diesem Jahr abgelegt und sind einheitlich als „Magenta-Husaren“ unterwegs. „Mich begeistert in dieser Session der Prinz. Der ist eine echte Rampensau und kann Kölsch schwaade. So gewinnt er die Säle für sich“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Ralph Sterck.

Foto: Stephan Eppinger

Während die CDU mit ihrem Bürgermeister Hans-Werner Bartsch als blaue Köbese unterwegs ist, haben sich die Grünen als Bauarbeiter verkleidet — stilecht mit Plastikhelmen und Warnwesten mit dem Aufdruck „Ost-West-Achse — oben bleiben“. Bei der SPD ist der Kölner Parteichef Jochen Ott beim Närrischen Parlament der Lachenden Kölnarena als leuchtender Hai unterwegs — der Parteiorden thematisiert das von Jamaika-Haien umgebene Wassertaxi auf dem Rhein.

Pünktlich um 11.11 Uhr kommt auf dem gut gefüllten Alter Markt der Countdown zum Start in den Straßenkarneval. Zuvor hatte das Dreigestirn auf der Bühne der Altstädter noch ein Tänzchen mit Marita Köllner gewagt. Laut Stadt ist die Lage in der City am Nachmittag entspannt und friedlich. Die Zahl der Wildpinkler ist gesunken. Der Zugang den zentralen Plätzen in der Altstadt sei noch möglich.