Jubiläumsständchen am Arbeitsplatz

Immer wieder in seiner langen Geschichte hat der Werkschor von Federal-Mogul Jubilare erfreut. Jetzt ist er selbst einer.

Burscheid. Wenn man begreifen will, was mit der guten alten Goetze-Zeit gemeint sein könnte, dann hilft vielleicht diese Geschichte aus den 60er Jahren. Der damalige Werkschor-Vorsitzende Eduard Köhler startete eine Anfrage beim Vorstand und erhielt schließlich die Genehmigung, mit seinen Sängerkollegen einmal wöchentlich im Goetzehof am Ewald-Sträßer-Weg zu proben - wohlgemerkt während der Arbeitszeit.

"Ich musste im Werk 3 in Opladen eigentlich bis 15.30 Uhr arbeiten. Immer mittwochs konnte ich dann schon um 13.30 Uhr Schluss machen und nach Burscheid zur Probe fahren", erinnert sich Manfred Schamper. Bis zum Verkauf des Opladener Werks war er dabei, danach erst wieder mit Eintritt ins Rentenalter.

Das Rentnerdasein teilt er inzwischen mit elf seiner verbliebenen zwölf Sangesbrüder. Allein der Vorsitzende Marjan Fuks steht noch in Diensten von Federal-Mogul (FM). Für die Proben muss aber auch er längst seine Freischichten opfern. Und geprobt wird mittwochs auch nicht mehr im Unternehmen, sondern im Haus der Kunst.

Auch wenn alle Versuche, aus dem Kreis der heutigen Mitarbeiter jüngeren Nachwuchs zu gewinnen, gescheitert sind, die Anbindung an die Firma ist aber nach wie vor eng. Einmal im Jahr, Ende November oder Anfang Dezember, tritt der Chor bei der Ehrung der Jubilare in der Werkskantine auf.

Das war schon immer eine der Kernaufgaben der Sänger. Vor 100 Jahren gegründet, hatte der Werkschor nachweislich zumindest nach Ende des Zweiten Weltkriegs Jubilaren zum 25- und 40-Jährigen regelmäßig ein Ständchen am Arbeitsplatz gebracht. Die Idee dazu stammte vom damaligen Betriebsratsvorsitzenden Ernst Krämer. Es war auch die Zeit des größten Zuspruchs: 1951 zählte der Werkschor 35 Mitglieder.

Ende der 50er Jahre, als die Zahl der Jubilare wuchs und wuchs, wurden gemeinsame Feiern im Goetzehof eingeführt; das Einzelständchen am Arbeitsplatz gab es nur noch nach 40 Jahren Betriebszugehörigkeit.

Zweimal, 1971 und 1977, nahmen die Sänger auch eine Schallplatte auf. Die zweite wurde anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Firma Goetze an alle Mitarbeiter verteilt.

Zu dem Zeitpunkt war Othmar Schnepper schon neun Jahre Dirigent des Chores. Er ist es bis heute geblieben. Und so wird am 12.Oktober im Haus der Kunst nicht nur das 100-jährige Bestehen des Chores, sondern auch die 40-jährige Treue seines Dirigenten gebührend gefeiert.