Jungbrunnen für Heinzelmännchen

Bis zum Sommer wird die Anlage vor dem Brauhaus Früh für rund 180 000 Euro aufwendig saniert.

Köln. Die Heinzelmännchen-Sage kennt in Köln fast jedes Kind. Sie handelt von kleinen Hausgeistern, die unentdeckt in der Nacht liegengebliebene Arbeiten für die Menschen erledigten. Heimlich geschahen die Arbeiten, denn die Heinzelmännchen wollten von niemanden gesehen werden. Eines Tages jedoch spielte die Frau des Schneiders dem kleinen Volk einen hinterlistigen Streich, um die Wesen zu Gesicht zu bekommen, denn ihre Neugier war groß. Gegen Mitternacht, als die Helfer auftauchten, um ihre Arbeit zu verrichten, rumpelte es mit viel Getöse in der Werkstatt des Schneiders. Die Frau hatte Erbsen auf der Treppe verteilt und nun purzelten die Heinzelmännchen nacheinander die Treppe herunter und blieben am Fuß der Treppe liegen. Und die Heinzel nahmen Rache — fortan mussten die Menschen alle Arbeit selbst erledigen, die Helfer ließen sich in Köln nie mehr blicken.

Foto: Eppinger

Aus Anlass des 100. Geburtstags von August Kopisch, dem die Neubearbeitung und die Verbreitung der Heinzelmännchen zu verdanken ist, wurde 1899/1900 der Heinzelmännchen-Brunnen an der Straße am Hof, unweit des Brauhauses Früh gebaut. Gestaltet wurde der Brunnen von den Architekten Edmund und Heinrich Renard. Gestiftet wurde er vom Kölner Verschönerungsverein. Er gehört zu den ältesten und beliebtesten Brunnen und Treffpunkten in Köln.

Die Grundform der Anlage wird durch ein Kreissegment bestimmt. Der Mittelpunkt ist ein dreipaßförmige Brunnenschale. Darüber erhebt sich eine Doppeltreppe, auf der die neugierige Schneidersfrau steht und mit ihrer Laterne auf die herabpurzelnden Zwerge leuchtet. Acht Reliefs zieren die Mauer. Sechs davon zeigen die einzelnen Arbeiten der nächtlichen Helfer. Von links nach rechts sind dargestellt der Zimmermann, der Schreiner, der Bäcker, der Metzger, der Schenk und zuletzt der Schneider. Dazwischen befinden sich noch zwei Reliefplatten mit Auszügen aus dem Gedicht in Frakturschrift.

Gerade die Reliefplatten haben mit der Zeit deutliche Verwitterungsschäden erlitten. Sie wurden jetzt abmontiert, um sie restaurieren zu können. Grund für die massiven Schäden sind das weiche Material, Heilbronner Sandstein, und eine missglückte Sanierung in den 80/90er Jahren. Damals versuchte man, den Brunnen zu imprägnieren, was den weiteren Verfall eher noch beschleunigt hat. Deutliche Substanzverluste sind an den Reliefs und am restlichen Brunnen zu erkennen.

Die abmontierten Steinreliefs werden im Original nicht mehr an den Brunnen zurückkehren. Sie werden nach der Restaurierung im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen sein. Würden sie wieder aufgestellt, wäre der weitere Verfall auch mit modernster Technik unaufhaltbar.

Als Ersatz wird der Brunnen mit Abgüssen der Originale ausgestattet. Sie bestehen aus einer Mischung von Gesteinssand, Sand, Kalk und Weißzement. Damit unterscheiden sie sich im Blick des Betrachters nicht von den Originalen, sind aber deutlich witterungsbeständiger als diese. Soweit wie möglich und sinnvoll werden bei den neuen Reliefs Schäden behoben. „Man darf aber das Alter durchaus sehen, wir wollen kein Disneyland hier am Brunnen“, betont der zuständige Restaurator, Thomas Lehmkuhl. Sechs Jahre hat er die nun anstehenden Arbeiten mit seinem Team geplant und die Anlage intensiv untersucht. Der restliche Brunnen wird vor Ort restauriert. Die Arbeiten sollen spätestens bis Mai 2018 abgeschlossen sein, so dass der Brunnen in der Saison wieder laufen kann.

Die Restaurierung wird laut dem Gartenamt etwa 180000 Euro kosten. Diese Investition übernimmt die Früh-Brauerei, die bislang schon für den Betrieb und die regelmäßige Reinigung der Anlage zuständig ist. „Wir sind seit 1904 hier am Platz, der Brunnen gehört zu unserem Haus und ist unser Wahrzeichen. Daher haben wir ein besonderes Interesse, ihn zu erhalten. Zuletzt war er in einem bedenklichen Zustand“, sagt Alexander Rolff, Gesellschafter bei der Früh-Brauerei.

Insgesamt waren 2017 im Zuständigkeitsbereich der Stadt 66 Zierbrunnen in Betrieb. Laut Gartenamtsleiter Manfred Kaune waren weniger Vandalismusschäden an den Brunnen zu verzeichnen. Im kommenden Jahr sollen noch weitere Brunnen wieder in Betrieb gehen.