Kanalbau: Rein ins Erdreich — und dann immer geradeaus
Ein Bohrer frisst sich in Hilgen unter der B 51 vom Erlen- zum Buchenweg vor.
Burscheid. Es ist ein scheinbar müheloser Kraftakt. Mit einem Druck von 800 Tonnen schieben vier Hydraulikzylinder das 3,50 Meter lange Stahlbetonrohr mit einem Innendurchmesser von zwei Metern über einen Pressrahmen ins Erdreich. Langsam, aber unerbittlich. Das Rohr ist das fünfte Teilstück, seit der unterirdische Bohrer am Montag seine Arbeit aufgenommen hat. 15 Meter auf der Strecke vom Erlen- zum Buchenweg sind bereits geschafft.
50 Meter misst die Strecke insgesamt von der Start- zur Zielgrube. Schon nächste Woche Dienstag soll der Bohrer im Buchenweg angekommen sein — wenn im Untergrund keine unliebsamen Überraschungen warten. Jedes Mal, wenn die Ortsbrust, wie im Tunnelbau der Ort des Bohrens und Grabens genannt wird, wieder genügend weit ins Erdreich vorgedrungen ist, wird das nächste Stahlbetonrohr von hinten nachgeschoben. Die 1,50 bis 3,50 Meter langen Teilstücke werden dabei, mit einer Dichtung versehen, einfach zusammengesteckt.
Bis zum Frühjahr entsteht unter der B 51 in Hilgen so nach und nach ein gigantischer Stauraumkanal, der das unterdimensionierte Kanalsystem entlasten soll. Ist der Buchenweg erreicht, wird der Bohrer wieder in die Startgrube bugsiert, dort neu ausgerichtet und frisst sich dann noch 90 Meter in Richtung Wermelskirchen und schließlich 150 Meter in Richtung Burscheid. Das Erdreich, das er hinter sich lässt, gelangt über ein Förderband zu einer Lore, die schließlich von einem mächtigen Kran aus der zehn Meter tiefen Grube gehoben wird. Allein 1,2 Millionen Euro der 5,3 Millionen, die der gesamte Kanalbau in Hilgen verschlingt, sind dem Stauraumkanal vorbehalten.
Die unterirdischen Arbeiten der Firma Heckmann aus Hamm kommen zwar bisher gut voran, aber Peter Nagel hätte eigentlich schon im Oktober starten wollen. Der Bauleiter des Ingenieurbüros Gajowski aus Baunatal bei Kassel musste aber mehrfach umdisponieren. So wurden von der Verkehrslenkung des Rheinisch-Bergischen Kreises aus Sorge vor zu großen Verkehrsproblemen nur sehr kurze Bauabschnitte genehmigt, die die Vorbereitungen verzögert haben. Ein weiteres Problem stellte ein unvermuteter Felsabschnitt in der Trasse dar.
Und dann war da noch jenes merkwürdige Kabel, nirgendwo verzeichnet und von keinem Versorger identifiziert. In solchen Fällen, weiß Abteilungsleiter Frank Grauvogel von den Technischen Werken, bleibt nur noch eine Möglichkeit: „Militärische Nutzung“.
Die mutmaßliche Nato-Leitung, die wahrscheinlich der funkunabhängigen Kommunikation dienen soll, darf nicht angerührt werden. Auch das machte manche Umplanung erforderlich — und erklärt zum Teil die auffällige Slalomführung des Verkehrs entlang der Hilgener Baustelle.