Kandidat auf Tingeltour
CDU: Armin Laschet lockte nur knapp 70 Parteimitglieder aus dem Kreis nach Burscheid.
Burscheid. Der Parkplatzmangel am Dienstagabend auf dem Schulberg täuschte: Der einzige Auftritt von Armin Laschet im Rheinisch-Bergischen Kreis zog weniger CDU-Mitglieder nach Burscheid als erwartet. Während sich in der Schulberghalle die Handballer tummelten und in der Realschule eine Reihe von Elternabenden für Andrang sorgten, kämpfte der Ex-Minister und Kandidat für den CDU-Landesvorsitz vor nur rund 70 Besuchern um die Gunst seiner Partei - darunter auch einige interessierte BfB-Mitglieder.
Dabei elektrisiert sein Duell mit Bundesumweltminister Norbert Röttgen die Christdemokraten durchaus: Die bisher vier von acht Regionalkonferenzen mit jeweils beiden Kandidaten haben stets zwischen 500 und 1000Mitglieder mobilisiert. Aber das Tingeln durch einige der 54 Kreisverbände wird schon terminbedingt zur weniger zugkräftigen Solonummer.
Was Laschet gar nicht unrecht zu sein schien. In dem kleineren Rahmen müsse er nicht so nach Beifall heischen, um im Vergleich zum Kontrahenten nicht abzufallen, sagte er zu Beginn. In Burscheid gab es dann auch gleich gar keinen Zwischenapplaus vor dem Ende seines halbstündigen Vortrags.
Was nicht bedeutet, dass Laschet seine Sache schlecht gemacht hätte. Souverän durchstreifte er die Felder der Schul-, Wirtschafts- und Finanzpolitik und warb sogar lokalbewusst am Beispiel der Grünscheider Gärtnerei Höpken für wirtschaftliches Denken in Generationen statt in Quartalen.
Selbstkritische Töne mit Blick auf die verlorene Landtagswahl blieben dabei aber weitgehend aus. Stattdessen übte sich Laschet in demonstrativem Selbstbewusstsein: "Wir haben in den letzten fünf Jahren mehr bewegt als Johannes Rau in 20 Jahren", war einer dieser markigen Sätze.
Ein anderer: Die Opposition müsse präsent sein, weil die SPD-geführte Minderheitsregierung jederzeit zerbrechen könne. Mit der Rolle als permanent verfügbarer Ministerpräsident im Wartestand wollte er gegen den entfernteren Bundespolitiker Röttgen punkten.
Nicht gepunktet hat er aber offenbar bei den Mitgliedern durch sein Vorpreschen in der Kandidatenfrage Anfang August Seite an Seite mit Generalsekretär Andreas Krautscheid und Fraktionschef Karl-Josef Laumann. Nach einem kritischen Beitrag aus dem Publikum musste Laschet einräumen: "Die Wirkung, dass Hinterzimmer entscheiden, ist schlecht und lässt sich nicht mehr wegnehmen."
Sattelfestigkeit dagegen in der Sarrazin-Debatte. Den Bundesbankvorstand gleich aus der SPD auszuschließen, hält der einstige Integrationsminister zwar für falsch. Aber er entgegnet ihm mit seinem Credo unterschiedslos guter Bildungschancen: "Unter den 22Prozent Kita-Kindern mit Sprachförderbedarf sind auch deutsche Kinder."