Burscheid-Stiftung Keine gute Zeit für Stiftungen
Die Burscheid-Stiftung versucht gegenzusteuern, so gut es geht. 2016 feiert sie ihr 20-jähriges Bestehen.
Burscheid. Der Elchkopf an der Wand ist zwar inzwischen golden. Aber ein goldenes Zeitalter für das deutsche Stiftungswesen ist die dauerhafte Niedrigzinsphase nicht. Als die Vertreter von Vereinen und und Einrichtungen am Dienstagabend im Megafon zusammenkamen, um die Schecks der Burscheid-Stiftung entgegenzunehmen, konnten sie im Veranstaltungssaal erst über die bizarre Jagdtrophäe aus dem alten Megaphon staunen — und dann die niedrigste Ausschüttung seit Bestehen der Stiftung bedauern.
Dabei hatte Stiftungsvorstand Christian Bonnen, zugleich Mitglied des Vorstands der Kreissparkasse Köln, im vergangenen Jahr noch in Aussicht gestellt, dass die Talsohle voraussichtlich erreicht sei. Aber dann ging es mit den Zinsen noch weiter bergab und der Vorjahres-Minusrekord wurde noch einmal unterschritten.
Die Finanzexperten versuchen den Verlust durch Anlagegeschick zu mindern, so gut es geht. Und auch die Rücklage wird behutsam aufgestockt, um weitere Zinseinbußen zumindest teilweise abfedern zu können.
Aber gleichzeitig hat das Kuratorium im vergangenen Jahr bereits mit einer Neufassung der Förderkriterien reagiert, für die Bürgermeister Stefan Caplan am Dienstag noch einmal eindringlich warb. Kriterien wie Eigenbeteiligung, Kooperation mit anderen Vereinen und öffentlicher Nutzen sollen entscheidend sein bei der Verteilung. „Ich bitte Sie, diese Qualitätskriterien bei Ihren Anträgen mehr als bisher in den Blick zu nehmen.“
Denn das diesjährige Antragsvolumen lag mit 190 000 Euro mehr doppelt so hoch wie die Ausschüttung. Und dass diese in den nächsten Jahren wieder steigen könnte, ist nicht zu erwarten. Bonnen wäre schon froh, wenn sie nicht noch einmal sinkt. „Unsere Vorausrechnung geht derzeit davon aus, dass die Erträge in den nächsten zwei Jahren nicht weiter nach unten gehen.“ Aber Gewissheit kann es nicht geben.
Im kommenden Jahr feiert die Stiftung ihr 20-jähriges Bestehen. 2,7 Millionen Euro wurden seither ausgeschüttet und haben zahlreichen Projekten in der Stadt auf die Sprünge geholfen. Wo das Geld schon überall hingeflossen ist, wurde den Gästen diesmal in einer kurzen Powerpoint-Präsentation vergegenwärtigt — mit Fotos von Orchesterreisen über die Kinderkunsttage bis zum Interkulturellen Fest. Die Vergoldung des Elchkopfs zählte nicht dazu.