Kinder sprengen den Rahmen
Junge Kreative ließen sich bei den diesjährigen Kinderkunsttagen auf etwas Neues ein.
Burscheid. Lennards (8) Vulkan spukt so heftig rote Lava aus, dass sie über den Bilderrahmen hinaus schießt. Das ist symptomatisch für die Projekte, die sich Anke Theron-Schirmer und ihr Team zu den Kinderkunsttagen ausdenken: Die Ideen sprengen den Rahmen. Der Pädagogin ist es ein Anliegen, Kinder etwas ausprobieren zu lassen. Sie sagt: „Es geht nicht darum, etwas zu können, sondern nach und nach etwas zu entdecken.“
Und das taten in der vergangen Wochen 33 Kinder im evangelischen Gemeindezentrum Hilgen-Dünweg. Zum Beispiel Diontha, die in einer Gruppe bunte Fisch-Kopfkissen hergestellt hat. Selbstentworfen, selbstgestopft, selbstgenäht. Die Elfjährige sagt: „Ich hab bisher noch nie genäht, aber es hat echt Spaß gemacht.“ Die Fische sind größtenteils ohne Vorlage der Fantasie der Kinder entschwommen.
„Ich habe schnell festgestellt, welches Potenzial in Kindern steckt“, erinnert sich die Organisatorin, die die Kinderkunsttage vor zwölf Jahren ins Leben gerufen hat. Seither gibt es jedes Jahr einmal eine neue Ausgabe der Ferienaktion, die Neun- bis 14-Jährige von morgens bis abends fordert. Die praktischen Arbeiten sind immer experimentell. „In all den Jahren haben wir uns noch niemals wiederholt.“
Dieses Mal malten die Kinder nicht nur Gemälde weiter, die Theron-Schirmer und ihr Team mühsam auf Flohmärkten zusammengesucht haben, sondern klebten auch Bilder mit Briefmarken oder verwandelten selbstgesammelte Äste in flauschige Fantasie-Insekten mit Glubschaugen. 15 verschiedene Aktionen gab es insgesamt.
Wer die Nachwuchs-Kreativen nach ihrer liebsten Arbeit fragt, wird auf den Hof geschickt. Das Kunstwerk, das dort steht, hat vier Räder, erstrahlt in den buntesten Hippiefarben und wird demnächst durch Burscheid düsen. Das außergewöhnliche Gemeinschaftswerk der Kinder wird bei der heutigen Vernissage (siehe Kasten) der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Kinderkunsttage schaffen es nicht, die enorme Nachfrage zu decken. Laut Organisatorin gibt es jährlich rund 200 Anfragen, die abgewiesen werden müssen. Finanziell ist nicht mehr machbar, denn die 60 Euro Teilnahmegebühr decken nicht die Projektkosten von rund 4000 Euro. Nur dank Fördergeldern werden jedes Jahr wieder einige Visionen Wirklichkeit. Nur der größte Traum der Organisatorin konnte noch nicht umgesetzt werden: Einmal mit Farbe am ganzen Körper über den Boden rollen und so einen kompletten Raum zum Kunstwerk werden lassen.